Sie gehören zu den schrägsten Cops im deutschen Fernsehen: die Streifenpolizisten aus der Vorabendserie „Hubert ohne Staller“. Im heutigen ARD-Special „Dem Himmel ganz nah“ dürfen die schrulligen Ermittler ausnahmsweise um 20.15 Uhr in Spielfilmlänge ran: Bei einem Bergausflug stoßen Franz Hubert (Christian Tramitz) und Reimund Girwidz (Michael Brandner) auf zwei Leichen, eine davon liegt auf der österreichischen Seite der Grenze – ein komplizierter Fall bahnt sich an. Die Serie startete Ende 2011 als „Hubert und Staller“ mit Helmfried von Lüttichau und Christian Tramitz in den Titelrollen. Nach Lüttichaus Ausstieg 2018 wurde die Reihe kurzerhand in „Hubert ohne Staller“ umbenannt. Warum sie bis heute ihren Charme erhalten hat, erklärt der 68-jährige Tramitz, der am Starnberger See lebt, im Interview.
Seit zwölf Jahren spielen Sie den grantelnden Polizisten Franz Hubert. Macht’s noch Spaß?
Ja, nach wie vor, auch wenn ich als Polizist sicherlich nicht diesen Eindruck erwecke. Der einzige Nachteil ist: Wir drehen oft in der kalten Jahreszeit bei Schnee und Matsch, und da friere ich oft in der dünnen Polizeijacke.
Hubert ist selbst ja nicht gerade ein Sonnenschein…
Die Figur habe ich mir im Lauf der vielen Folgen zusammengesponnen, und es stecken viele Sachen von mir selber drin. Im Sozialverhalten von Hubert ist schon manchmal etwas Christian Tramitz dabei, und manchmal bin ich auch privat ein bisschen wie Hubert. So eine Rolle färbt auf einen ab und umgekehrt.
Stimmt es, dass Sie nach den ersten Testvorführungen anfangs am Erfolg der Serie gezweifelt haben?
Total. Am Anfang hat eigentlich keiner gedacht, dass das Ding so ein Langläufer wird. Alle haben gesagt: Ja, das ist schon lustig, aber das ist wahrscheinlich zu schräg für den Geschmack der Zuschauer. Aber dem war nicht so, die Leute haben sich darauf eingelassen und relativ schnell angefangen, es zu lieben. Warum es dermaßen gut funktioniert hat, kann ich bis heute nicht sagen, da steckt natürlich auch Glück drin.
Die Serie ist von schwarzem Humor geprägt. Gibt es da Grenzen?
Bestimmt gibt es manchmal Sachen, die so schwarzhumorig sind, dass sie den ein oder anderen vor den Kopf stoßen – aber so ein Format muss ja auch polarisieren. Ich selber geh da nach meinem Bauchgefühl, wie hart es sein darf.
Sind Ihnen normale Fernsehkrimis zu konventionell?
Meistens. Ich gucke deswegen wenig Krimis. Es interessiert mich einfach nicht so.
Trotz der schrägen Morde und Scherze ist die Serie aber in einer heilen, bayerischen Welt angesiedelt, in der die Uhren noch ein bisschen langsamer ticken…
Mir gefällt das total, ich selbst bin ein wahnsinniger Landmensch – schon immer gewesen. Stadt ist für mich nichts. Allein schon durch den Stau reinzufahren, stresst mich. Die Welt der Serie ist im Grunde genommen natürlich ein Märchen, aber daran dürfen wir auch nichts ändern, die Leute wollen das so. Es kommen ja auch viele Leute nach Wolfratshausen, die dort heiraten oder Urlaub machen. Wahrscheinlich glauben sie, dass es im wahren Leben genauso ist wie in der Serie, und sind enttäuscht, dass nicht immer so tolles Wetter ist und nicht alles so toll aussieht.
Auf welche Ihrer berühmten Rollen werden Sie häufiger angesprochen – Serienpolizist Hubert oder Käpt’n Kork aus „(T)Raumschiff Surprise“?
Keine von beiden. Nach wie vor kommen die Leute auf der Straße und sagen: „Der Ranger“, nach meiner Figur in „Der Schuh des Manitu“. Das ist schon ewig her, aber der Film hat sich in den Köpfen eingebrannt. Danach kommen Käpt’n Kork und Hubert. Helmfried und ich waren mal zusammen im Skiurlaub, und es war gespenstisch für die Leute, als da plötzlich Hubert und Staller gemeinsam im Ski-Outfit im Lift saßen.
Sie meinen Ihren Kollegen und alten Schulfreund Helmfried von Lüttichau, der 2018 nach mehreren Jahren aus der Serie ausgestiegen ist. Haben Sie noch Kontakt?
Ja, das ist ja eine uralte Freundschaft, aus frühesten Schulzeiten noch, und das wird auch bleiben.
Kann die echte Polizei eigentlich darüber lachen, wie sie in der Serie dargestellt wird?
Total, die sind große Fans der Serie. Ich lebe ja hier auf dem Land und habe einen sehr guten Kontakt zur hiesigen Polizei. Wenn die ein Sozialprojekt machen, rufen sie mich an und fragen: Kannst du da nicht hinkommen? Und das mache ich auch gerne. Von denen stammt der Satz: „Ihr seid manchmal näher an der Wirklichkeit als ihr denkt.“ Beunruhigend!
Und wie finden Ihre Kinder den Humor der Serie?
Ich sag mal so: Aus Höflichkeit mir gegenüber finden sie sie gut. Der Kleine durfte vor einer Weile sogar einmal mitspielen, da brauchten wir gerade einen 13-, 14-Jährigen und ich habe ihn überredet. Er wollte erst nicht, aber ich habe ihn überzeugt und gesagt: Von der Gage kannst du dir selber ein Fahrrad kaufen.
Stichwort Vehikel: Gibt es für die Ermittler mal ein neues Streifenfahrzeug anstelle des mehr als 30 Jahre alten ramponierten Dienstwagens?
Nein, der gehört einfach dazu. Das Auto klingt grausam, an dem ist alles kaputt, vom Ventildeckel bis zu den Stoßdämpfern. Dass der Wagen noch läuft, ist ein Wunder, wir haben ihn sehr gequält, es gibt keinen Acker oder Bordstein, mit dem er noch nicht Bekanntschaft gemacht hat. Das Blaulicht einzuschalten ist auch sehr umständlich, da muss man mehrere Kabel wechseln. Aber die Karre wird uns alle überleben.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.