Er entfacht das Höllenfeuer

von Redaktion

Bestsellerautor Peter Grandl stellt seinen neuen Thriller in München vor

VON ULRIKE FRICK

Vergangenes Jahr ist er 60 Jahre alt geworden. Chefredakteur eines Onlinemagazins ist er. Familienvater. Glücklich verheiratet. In München geboren und verwurzelt. Ehrenamtlich engagiert bei Organisationen wie „Schule ohne Rassismus“. Früher arbeitete er unter anderem als Dozent für Dramaturgie und leitete eine Werbeagentur. Klingt alles genauso freundlich, wie Peter Grandl davon erzählt. Lebhaft, inspirierend, einnehmend. Trotzdem besitzt dieser Mann eine unheimliche Fähigkeit. Nämlich die, in seinen Politthrillern Katastrophenszenarien heraufzubeschwören, die einem als Leser fast das Blut in den Adern stocken lassen. So spannend und verdichtet sind sie geschrieben. So lebensnah und plausibel erscheinen sie.

Sein erster Thriller mit dem Titel „Turmschatten“ kam nach einer Fassung als Drehbuch und auf der Online-Plattform Wattpad im März 2020 auch in gedruckter Form heraus. Inzwischen wurde der beunruhigende Einblick in die rechtsextreme Szene von der Münchner Produktionsfirma The Amazing Film Company als Serie verfilmt. Für Paramount +. Mit Heiner Lauterbach in der Hauptrolle des ehemaligen Mossad-Agenten Ephraim Zamir, der den Tod seiner Adoptivtochter rächen will und dazu sehr clever die Sozialen Netzwerke nutzt.

Eine seismografische Hellsichtigkeit für Stimmungen im eigenen Land legt Peter Grandl auch beim zweiten „Turm“-Band „Turmgold“ an den Tag, als rechte Terroristen, Reichsbürger und waffenstarrende Ex-Militärs den bayerischen Landtag stürmen wollen, „um der Geschichte des Staates eine neue Wendung zu geben“. „Turmgold“ lag ab 1. Dezember 2022 in den Buchhandlungen. Nur eine Woche später fand die Anti-Terror-Razzia statt, in der ein heiß gelaufener Adeliger mit Allmachtsfantasien, eine AfD-Politikerin und ein Bundeswehrsoldat festgenommen wurden sowie weitere Unterstützer im In- und Ausland, die gemeinsam eine gewaltsame Beseitigung der Bundesregierung geplant hatten. Angesichts der abstoßenden Äußerungen des Prinzen Reuß nach seiner Festnahme muss man sagen: Die Erfindung las sich deutlich eleganter.

Auch Grandls soeben erschienener Thriller „Höllenfeuer“ verstört gleich zu Beginn mit seiner erschreckenden Genauigkeit bei der Schilderung eines Terroranschlags in der Münchner U-Bahn. Der erinnert ein wenig an das Giftgas-Attentat von Anhängern der Aum-Sekte in der U-Bahn von Tokio im März 1995. Doch Grandls Horror ist weitaus grauenhafter, als die Realität es damals war. Mehr als 300 Menschen sterben bei ihm sofort am Nervengift Nowitschok, das ein islamistischer Attentäter mit den Worten „Das ist nur Wasser“ in einem Waggon der Linie U6 auf die ahnungslosen Fahrgäste versprüht.

Grandl, der für seine süffig lesbare Kombination von Faktenwissen und Hochspannung bekannt ist, recherchiert vor jedem neuen Projekt monatelang. „Ich arbeite insgesamt etwa eineinhalb Jahre an einem Buch. Der Großteil davon, also mindestens neun bis zehn Monate, sind reine Recherche“, fasst Grandl zusammen. „Ich bin der Meinung, wenn man nicht tief genug recherchiert, findet man keine wirklich neuen Themen.“

Kernthema ist für Peter Grandl in „Höllenfeuer“ Religion. Genauer gesagt: „das Aufeinanderprallen verschiedener Glaubensrichtungen“. „Es geht mir um die Doppelmoral auf der christlichen Seite und die Irrwege auf der islamistischen Seite.“ Um Letztere nachvollziehbar zu machen, beschreibt Grandl etwa sehr plastisch, wie perfide die Islamisten heutzutage Nachwuchs rekrutieren. Mit „Höllenfeuer“ will er eine Diskussion anstoßen: „Ich will zeigen, wie großartig, aber eben auch wie zerbrechlich unsere Demokratie ist. Und dass man sie sinnvoll schützen muss.“

Peter Grandl:

„Höllenfeuer“. Piper, München, 480 Seiten; 18 Euro. Lesung: Peter Grandl stellt sein Buch am 16. Januar, 19 Uhr, im Münchner Literaturhaus, Salvator- platz 1, vor; Karten unter 0761/88 84 99 99 oder unter www.literaturhaus-muenchen.de.

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