Eine Symphonie des Grauens

von Redaktion

Das Babylon-Orchester spielt im Filmtheater Sendlinger Tor live zu „Metropolis“ und „Nosferatu“

VON ULRIKE FRICK

Im Dezember begeisterte das auf die Live-Vertonung von Stummfilmen spezialisierte Babylon-Orchester mit der Aufführung des Ur-Science- Fiction-Films „Metropolis“ – nun gibt’s die Zugabe inklusive eines weiteren Schmankerls. Neben zwei Abenden, an denen im historischen Ambiente des Münchner Filmtheaters Sendlinger Tor noch einmal Fritz Langs Meisterwerk um die schöne Roboterfrau Maria (Brigitte Helm) zu genießen ist (Dirigent an beiden Abenden: Stefanos Tsialis), bringt das aus Berlin anreisende Babylon-Orchester noch einen Stummfilm-Klassiker zu Gehör: Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922.

Die Produktion rund um den unheimlichen Grafen Orlok (Max Schreck) aus den Karpaten ist einer der ersten Horrorfilme überhaupt. In jeder Einstellung ist zu erkennen, wie nachhaltig Murnaus Arbeit das Genre visuell beeinflusst hat. Der Regisseur und sein Drehbuchautor Henrik Galeen ließen sich allerdings ähnlich nachhaltig von Bram Stokers 1897 erschienenem Roman „Dracula“ inspirieren. Was Stokers Witwe Florence nicht gefiel. Sie klagte wegen der Urheberrechts-verletzung, erhielt Recht, und „Nosferatu“ ver-schwand noch im Jahr seiner Uraufführung von der Leinwand. Sämtliche Kopien sollten vernichtet werden. Doch da der Film bereits ins Ausland verkauft worden war, konnten nicht mehr alle Schnittfassungen ermittelt werden. Zum Glück für heutige Cineasten.

Ab 1981 entstand unter der Leitung von Filmmuseumschef Enno Patalas in München aus den über die ganze Welt verstreuten Zelluloidschnipseln eine erste sorgfältige Rekonstruktion des Werks, ein Meilenstein der Filmgeschichte. Doch die Musik, Hans Erdmanns „fantastisch-romantische Suite“, ließ sich lange nicht komplett herstellen. 2018 rekonstruierte Hans Brandner, Gründer des Babylon-Orchesters, aus den „wichtigsten Teilen“ von damals und aus Auszügen aus Erdmanns Repertoire für Stummfilme eine stimmige Fassung. Diese wird am 12. Januar unter Dirigentin Nefeli Chadouli erstmalig in München zu hören sein.

Termine

„Nosferatu“ am 12. Januar um 19.30 Uhr; „Metropolis“ am 13. Januar, 19.30 Uhr, und 14. Januar, 18 Uhr. Tickets unter filmtheatersendlingertor.de/ticket.

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