Wenn das so weitergeht, diesen Gedanken dürfte mancher Macho hegen, braucht es bei den Bayreuther Festspielen bald einen Männerbeauftragten. Denn erstmals in der Geschichte des Wagner-Spektakels stehen dort nun mehr Frauen als Männer am Pult. Simone Young, australische Dirigentin und bestens vertraut mit der Deutschromantik, übernimmt die Wiederaufnahme des „Ring des Nibelungen“.
Wie die Festspiele mitteilten, hat Philippe Jordan abgesagt. „Anderweitige Verpflichtungen“ hätten die geplanten Dirigate „für ihn leider unmöglich gemacht“. Da keine Krankheitsgründe angegeben wurden, könnte dies bedeuten, dass Jordan kurz vor Vertragsabschluss für einen wichtigen Posten steht und daher keine Zeit hat. Der Schweizer war schon Chef an den Opernhäusern von Graz, Paris und Wien.
Im kommenden Bayreuther Festspielsommer stehen nun drei Frauen am Pult. Neben Simone Young sind das Nathalie Stutzmann beim „Tannhäuser“ und Oksana Lyniv beim „Fliegenden Holländer“. Die Herren sind beim „Parsifal“ aktiv (Pablo Heras-Casado) und bei der Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ (Semyon Bychkov). Damit wird der „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth erstmals überhaupt von einer Frau dirigiert.
Festspielleiterin Katharina Wagner versucht schon seit Längerem, Simone Young auf den Grünen Hügel zu holen. Durch Philippe Jordans Absage war dies jetzt relativ kurzfristig möglich. Die Dirigentin ist übrigens in der kommenden Woche in München aktiv: Beim BR-Symphonieorchester springt sie für Herbert Blomstedt ein.