„Ich bevorzuge es zu gewinnen“

von Redaktion

Michael Fassbender über seine Rolle als Fußballtrainer in „Next Goal wins“ und Jürgen Klopp

Es ist leicht, über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu schimpfen – mit dem Team von Amerikanisch-Samoa kann in Sachen Verlieren keiner mithalten. Die Inselkicker halten einen einsamen Negativrekord, als sie 2001 im WM-Qualifikationsspiel gegen Australien mit 0:31 unter die Räder kamen. Immerhin setzt Hollywood dem Team jetzt ein filmisches Denkmal. In der Komödie „Next Goal wins“, die derzeit in den Kinos läuft, spielt Michael Fassbender den Holländer Thomas Rongen, der als Trainer mit einem einzigen Ziel angeheuert wird: Er soll die Mannschaft dazu bringen, zum ersten Mal ein Tor zu erzielen. Wir sprachen mit dem 46-jährigen Deutsch-Iren über seine Figur und seine Lust auf Komödien.

Was hat Sie an der Rolle des Fußballtrainers gereizt?

Ich brauchte Geld. (Lacht.) Ehrlich, ich hatte die Doku über das Team gesehen und bin ein Riesenfan von Geschichten über echte Underdogs. Als ich dann das Drehbuch bekam, fand ich es superwitzig und auch sehr bewegend.

Haben Sie früher selbst Fußball gespielt?

Ja, ganz früher in meiner Kindheit in Irland.

Welche Position?

Meine Position war die meiste Zeit die Bank. Ich war nicht gut genug.

Wie haben Sie sich dann auf die Rolle als Coach vorbereitet? Haben Sie Fußballtaktik gepaukt?

Nicht wirklich. Ich habe mir nur Ausschnitte von Fußballtrainern angeschaut, wie sie an den Seitenlinien ausgeflippt sind. Das war alles, was ich zur Vorbereitung gebraucht habe. (Lacht.)

Haben Sie einen Lieblingsverein?

Ja, seitdem mir mein Cousin einen Schal und eine Mütze in Vereinsfarben geschenkt hat, unterstütze ich den FC Liverpool. Und ich habe schon immer die Spiele genauso sehr genossen wie die Interviews mit den Trainern hinterher. Und Jürgen Klopp ist mein absoluter Lieblingstrainer. Seine Sprüche über die Jahre waren klasse und auch, mit wie viel Respekt er seine Spieler behandelt.

Wie würden Sie Ihren Filmcharakter Thomas Rongen als Trainer beschreiben?

Als ein Mann der alten Schule, ein harter Knochen. Er war in den späten Siebzigern und Achtzigern ein Spieler, als der Profi-Fußball noch anders war als heute. Damals haben die Spieler in der Kabine ein Bier getrunken und sind dann wieder aufs Feld. Es gab nicht dieselbe Struktur, dieselbe Wissenschaft hinter dem Sport wie heute. Es ging noch nicht um so immens viel Geld.

Rongen ist ein cholerischer Typ, der viel flucht. Gibt es etwas, was Sie in die Luft gehen lässt?

Wenn ich am Flughafen ewig auf meinen Mietwagen warten muss. Ich frage mich, warum ich nicht direkt zum Parkhaus gehen, das Auto mit dem Handy öffnen und wegfahren kann. Dass muss doch möglich sein!

Der Trainer kommt als Mann von Welt auf dieses kleine Eiland und wird mit einer Insel-Kultur konfrontiert, die er anfangs nicht respektiert. im Gegenteil: Er sieht sich selbst als Retter der Insulaner…

…der am Ende jedoch selbst von den Insulanern gerettet wird. Und ja, er hat diese besserwisserische Ader, weil er schon überall auf der Welt war und glaubt, die Einwohner bekehren zu müssen. Ein wenig kenne ich das auch von mir.

Wieso, wen sollten Sie denn missionieren?

Ich bin ja in einer sehr kleinen irischen Stadt aufgewachsen. Und nachdem ich dann ein paar Jahre in London gelebt habe und zurück in meinen Heimatort kam, fühlte sich alles so langsam an. Ich weiß noch, wie ich in einen Laden ging und mir eine Zeitung kaufen wollte –machen das Leute heute noch? Auf jeden Fall hat mich der Ladenbesitzer erst einmal in eine Konversation verwickelt, ehe er mir die Zeitung gegeben hat. Er hatte die Ruhe weg und wollte von mir wissen, warum ich so in Eile zu sein scheine. Meine Großstadthektik kam durch.

„Next Goal wins“ ist Ihre zweite Komödie nach „Kung Fury 2“….

Ich bin gerade total auf einer Comedy-Schiene, mein komisches Talent kommt voll zur Geltung. (Lacht.)

Was mögen Sie an dem Genre?

Dass man mit Komik Menschen entwaffnen kann und Tiefgang durch Humor noch besser betonen kann.

Können Sie selbst eigentlich gut verlieren?

Also ich bevorzuge es zu gewinnen – weil sich das besser anfühlt, als zu verlieren.

Lieben Sie den Wettbewerb?

Bei einigen Sachen schon, das kommt darauf an. Autorennen sind meine große Leidenschaft, weil ich schon immer gerne schnell gefahren bin. Da bin ich absoluter Wettbewerbsmensch. Beim Stricken ist kann ich auch gerne mal den Kürzeren ziehen. (Grinst.)

Das Gespräch führte Patricia Danaher.

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