Wo die wilden Witze wohnen

von Redaktion

PREMIERE Das Programm „Wilderness“ im Münchner GOP entführt in Höhlen und Wälder

VON JÖRG HEINRICH

Wahnsinn, warum schickst du mich in die Höhle (Höhle, Höhle, Höhle)? Im herrlich beknackten neuen Programm „Wilderness“ des Münchner GOP-Varietés geht es um wilde Menschen, die im Wald leben, die Bäume in Kleinholz verwandeln und die eine leibhaftige Sauna auf ihre Lichtung geschleppt haben. So kurios wie in dieser Freiluft-Expedition ging es im GOP schon lange nicht mehr zu – und so lustig und so abwechslungsreich auch nicht.

Der Herr des Maximilianstraßen-Waldes ist die französische Urgewalt Jacques Schneider, den langjährige GOP-Fans aus „La fête“ kennen. Der Comedian und brillante Kunstradfahrer ist im echten Leben nicht nur Künstler, sondern auch Landwirt, Holzfäller, Eselzüchter und Imker. Damit hat zum ersten Mal die Biografie eines Darstellers eine Show im Münchner Varieté inspiriert. Wobei: Ganz so wild wie in „Wilderness“ treibt es Monsieur Schneider in der Realität bestimmt nicht.

Er tobt mit Rauschebart und lärmender Kettensäge über die Bühne, bellt und knurrt und vergnügt sich beim Holzspalten mit Axt und Trampolin. Man könnte Angst vor Waldi Bartmann kriegen – bis er am Ende mit der Chilenin Silvana Sanchirico eine grandiose und romantische Kombination aus Kunstrad und Vertikalseil hinlegt, bei der man mit dem Staunen gar nicht aufhören will. Irgendwann, und das ist nicht geplant, muss der Waldschrat bei der Premiere kurz Pause machen, weil ihn bei all dem prächtigen Unfug ein Lachanfall übermannt.

Aber es gibt noch mehr schräge Gestalten, die sich um den Titel „Star des Abends“ bewerben. Die englische Musik-Komikerin Rachel Ponsonby sieht exakt aus wie Wigald Boning als Frau – und führt zusammen mit dem Publikum als Mini-Orchester die garantiert lustigste „Carmen“ auf, die München je gesehen und gehört hat. Und der finnische Naturbursche Matias Salmenaho ist quasi Jacques Schneider junior, nur nicht ganz so Furcht einflößend. Er jongliert, sauniert – und schwitzt auch privat so leidenschaftlich, dass er sich eine mobile Sauna vor seine Münchner Künstlerunterkunft gestellt hat. Die spinnen, die Finnen!

Weitere Vorstellungen

bis 10. März; Telefon: 089/210 28 84 44.

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