Mit Mut und Musikalität

von Redaktion

Burghart Klaußner, Stefan Hunstein und Johan Simons über ihre Arbeit mit Sandra Hüller

„Ich habe Sandra vor 17 Jahren kennengelernt, als ich Intendant an den Münchner Kammerspielen wurde, wo sie zu der Zeit im Ensemble war. Was mir neben ihrer brillanten Spielweise sofort aufgefallen ist, war ihre unendliche Experimentierfreude. Ganz ehrlich: Ich kenne keine andere Schauspielerin und auch keinen anderen Schauspieler, die oder der sich so gerne auf Experimente einlässt wie Sandra. Bei der viel beachteten Inszenierung von ,Hamlet‘ am Schauspielhaus Bochum steht sie zum Beispiel die gesamte Pause allein auf der Bühne, vollkommen durchlässig und doch voller bewusster Wahrnehmung für alles um sie herum – ein Ereignis.

In München führte ihre Experimentierfreude unter anderem dazu, dass wir bei der Inszenierung von Heinar Kipphardts Stück ,März‘ verabredet hatten, dass ich ihr und ihrem fantastischen Mitspieler Thomas Schmauser keine Regieanweisungen geben durfte. Ich sollte bei den Proben einfach nur dasitzen und immer wieder Fragen stellen. Aber keine Antworten geben. Bewertungen – negative wie positive – waren verboten. Das ist als Regisseur natürlich total schwierig. Aber mit Sandra zusammen war es eine besondere Erfahrung. Ob das Experiment künstlerisch gelungen ist? Das kann ich nicht bewerten, denn das würde ja gegen die Spielregeln verstoßen. Was ich aber mit Sicherheit weiß, ist, dass ich Sandra bei dieser Arbeit in München noch einmal auf eine ganz neue Art und Weise kennenlernen durfte: als Künstlerin, als Mensch und auch als sehr gute Freundin, die sie mir bis heute ist.“ JOHAN SIMONS

„Sandra Hüller ist eine sehr entschlossene, mutige Schauspielerin, die – auch mit Humor – ihrem großen Talent erlaubt, bisweilen die extravagantesten Wege zu gehen. Ich drücke ihr viele Daumen!“ BURGHART KLAUSSNER

„Haben Sie schon mal gehört, wie Sandra Hüller mit der Sprache umgeht? Sie musiziert mit den Sätzen, sie gibt ihnen einen eigenen Sound, man hört den Texten anders zu, sie wirken modern, schlank, nicht gestelzt oder geziert. Ob Shakespeare oder Elfriede Jelinek, selbst komplizierte Texte wirken musikalisch, sie schaffen keine Distanz, sondern Nähe. Es verbirgt sich ein Geheimnis in dieser Kunst, und ich bin nicht sicher, ob sie es selbst entschlüsseln könnte. Denn sie setzt nicht auf eine bestimmte Wirkung, sondern sie überlässt sich der Sprache. Ich höre ihr sehr gern zu und bewundere diese sprachliche Dimension. Mit ihr zusammen zu spielen ist ein großes Vergnügen, denn sie ist immer bei sich, sie ist kein Star, sondern ein Mensch auf der Suche nach einem gemeinsamen künstlerischen Ausdruck, der zeitgemäß ist. Mit ihr entsteht immer Neues: neue Wege, neue Begegnungen, neue Ergebnisse. Sie hat Humor und ist streng. Vor allem aber hat sie sich das Staunen bewahrt.“ STEFAN HUNSTEIN

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