So ungewöhnlich wie Tenorsaxofonist Leonhard Skorupa sein Sketchbook Quartet instrumentiert hat (Bassklarinette, Gitarre, Schlagzeug), so ausgefallen-raffiniert ist die Musik, die der Wiener Vierer im Night Club des Bayerischen Hofs zu Gehör bringt. Häufige Tempowechsel in ungeraden Metren verblüffen, skurril-gezackte Themen lassen einen schmunzeln. Das ist keineswegs vordergründig avantgardistisch, aber wer es sich fußwippend im Sessel bequem machen will, den erwischt alsbald ein unvorhersehbarer Break – oder er wird urplötzlich von einem schrägen Gitarreneinwurf, vielleicht auch einem kauzig hüpfenden Bassklarinetten-Motiv aufgeschreckt. Eine Hommage an Diego Maradona schlägt musikalisch kongeniale Haken, während „Die Hure des Geldes“ (Skorupa: „unser Kommentar zur österreichischen Innenpolitik“) angedeutete Walzerseligkeit in kürzester Zeit in sich kollabieren lässt.
Das ist eine sehr durchdachte, aber nie in die Gefahr der Kopflastigkeit geratende, äußerst unterhaltsam vertrackte Jazz-Spielart mit viel Schmäh, jener spezifisch wienerischen Abart der Coolness. Das Sketchbook Quartet führt herrlich erfrischend vor, was möglich ist, wenn handwerkliche Perfektion mit berührungsangstfreier Chuzpe zu individuellem Ausdruck überformt wird.
Als Zugabe gibt’s dann von Daniel Moser, bis dahin an der Bassklarinette Skorupas Tenorsax kontrapunktisch ergänzend oder die rhythmische Stützfunktion des fehlenden Basses übernehmend, noch eine lautpoetische Rap-Einlage, die an die Sprachexperimente eines Gerhard Rühm denken lässt. Hund’ san’s scho, die Wiener. run