Wiener Zuckerbäcker-Sause

von Redaktion

André Rieu hält Hof in der Olympiahalle

VON JÖRG HEINRICH

Alles funkelt, alles schunkelt! André Rieu, der Stellvertreter von Johann Strauss Vater und Sohn auf Erden, hielt in München Hof. Und wie jedes Jahr war die Wiener Zuckerbäcker-Sause in der Olympiahalle standesgemäß ausverkauft. Mehr als 10 000 schwelgten im Dreivierteltakt. Und obwohl der Maestro aus Maastricht im Herbst 75 wird, hat „Stoppt Strauss!“ auch in den nächsten Jahren keine Chance.

Ganz im Gegenteil: Je verrückter die Welt spielt, auch daheim bei Rieu in den Niederlanden – desto schöner ist es, mit der Walzer-Zeitmaschine in die (vermeintlich) gute alte Zeit zu flüchten. Der Vokuhila-Geiger, der James Last mit der Stradivari, bringt die Dinge für zwei Stunden wieder in Ordnung. Darauf haben in München auch viele junge Zuhörerinnen und Zuhörer Lust.

So eine Show mit dem Schlossherrn aus Maastricht lebt auch von den Ritualen. Man sucht nach vertrauten Gesichtern im Johann-Strauss-Orchester und findet sie. Natürlich ist Manoe Konings wieder dabei, die Nette mit der Klarinette, die so gern mit dem Motorrad durch Maastricht brettert. Und auch Perkussionist Glenn Falize mit seinen drei Söhnen.

Kein Zuschauer muss ohne das „Nessun dorma“ der „Platin Tenors“ heim ins Bett. Und auch an „Radetzky- Marsch“-Entzug muss niemand leiden. Aber Rieu und sein Team denken sich jedes Jahr hübsche kleine Extras für die musikalische Sachertorte aus. Diesmal berührte die 15-jährige Emma Kok das Publikum zutiefst. Das niederländische Mädchen, das eine schlimme Magenkrankheit hat, war zuletzt schon bei Helene Fischer zu sehen. Sie sang in München die französische ESC-Hymne „Voilà“ wie ein Engerl – da verzeiht man ihr und Rieu den anschließenden „Ein bisschen Frieden“-Zuckerguss gerne.

Zwischendurch jagte ein (beinahe echter) spanischer Kampfstier eine in Rot gewandete Dame durch die Arena. Bei Händels „Hallelujah“ verwandelte sich die Olympiahalle in eine Kathedrale. Und der „Griechische Wein“, den bekanntlich ein Österreicher in Deutschland berühmt gemacht hat, gespielt von einem niederländischen Orchester – der war ein völkerverbindender Gassenhauer ganz im Sinne von André Rieu. Spaß hat’s wieder gemacht. Wer kann, der Cancan!

Die 15 Jahre alte Emma Kok berührte mit „Voilà“

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