Auf höchstem Niveau

von Redaktion

Frank Peter Zimmermann in München

VON TOBIAS HELL

Es war einer jener magischen Momente, die man im Konzert oft ersehnt. Als nach dem Andante der Brahms-Sonate op. 120/1 das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes den Atem anzuhalten schien, um ja nicht die Spannung zu durchbrechen, die nach Verklingen des letzten Akkords in der Luft lag. Da schlich sich auch bei Geiger Frank Peter Zimmermann ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen, ehe er sich mit seinem Klavierpartner Dmytro Choni in den nächsten Satz warf.

Was dieses Duo im Prinzregententheater präsentierte, war wieder einmal Kammermusik auf höchstem Niveau. Ein Verschmelzen zweier Temperamente, die sich zuvor schon bei Beethovens Sonate Nr. 4 in a-Moll auf ideale Weise ergänzten. Am Flügel der impulsive Ukrainer, der mit kräftiger Pranke den Herzschlag des Stückes vorgab, während sein Gegenüber hoch konzentriert den Bogen über die Saiten tanzen ließ. Zwei Künstler, die sich gegenseitig herausforderten, dabei aber stets den freundschaftlichen Respekt vor dem anderen bewahrten. Das zeigte sich unter anderem im Finale von Beethovens Opus 23, dessen fragender Gestus durch Zimmermanns filigran hingehauchtes Spiel unterstrichen wurde.

Diese Qualitäten potenzierten sich nach der Pause sogar noch einmal in Béla Bartóks erster Sonate für Violine und Klavier. Deren scharfkantiger Beginn ließ zunächst ein archaisches Drama in drei Aufzügen vermuten, ehe sich die Konflikte mehr ins Innere verlagerten. Wobei Zimmermann und Choni nie Zweifel daran ließen, dass es sich im sanft fließenden Mittelsatz um eine trügerische Ruhe handelte, da hier lediglich die Kräfte für das fesselnde Finale gesammelt wurden.

Artikel 6 von 10