Rudolf Buchbinder und Ludwig van Beethoven sind zwei Namen, die im Bewusstsein vieler Klassik-Fans fast zum Synonym geworden sind – zumindest wenn es um die großen Klavierwerke des Komponisten geht. Kein Jahr, in dem sich Buchbinder nicht komplett durch die Sonaten arbeitet. Oder eben durch die Klavierkonzerte, die er bis April in der Isarphilharmonie mit wechselnden Orchestern zyklisch zur Aufführung bringt (wir berichteten).
Der Auftakt mit dem Konzert Nr. 4 in G-Dur zeigte den Altmeister in guter Form, aber dennoch teilweise etwas in der Routine verfangen. Buchbinder präsentierte in gewohnt schlichter Eleganz sein über die Jahre stets in Nuancen verfeinertes Klangideal. Doch schien er dabei nur selten gewillt, sich auf Impulse der Filarmonica della Scala einzulassen. Die Gäste aus Mailand lieferten ihrerseits einen Beethoven, der sich an manchen Stellen hörbar auf Urlaub jenseits der Alpen befand. Gewinnbringend genutzt wurde diese im Prinzip spannende Reibung kaum, obwohl Dirigent Myung-Whun Chung seine Rolle als Vermittler zwischen diesen beiden Welten sehr ernst nahm. So etwa im zweiten Satz, bei dem das Orchester Buchbinder auf Rosen bettete und ihm Gelegenheit gab, seine Phrasen filigran zu modellieren, ehe man im Rondo vivace wieder unterschiedliche Wege verfolgte.
Nach der Pause gehörte Chungs volle Aufmerksamkeit der Fünften von Gustav Mahler, die für sich schon abendfüllend gewesen wäre. Der Mann am Pult pflegte hier bereits im ersten Satz eine reizvolle Kontrastdramaturgie: mit schmerzerfüllt klagenden Attacken der Blechbläser und den dazwischen in ihrer Trauer wehmütig aufbegehrenden Streichern. Dreh- und Angelpunkt von Chungs Lesart war jedoch das Scherzo, in dem der Dirigent neben dem wilden Taumel immer wieder auch zarte, kammermusikalisch anmutende Momente herausarbeitete. Womit er bereits das berühmte, sogartige Adagio vorausahnen ließ, das auch hier beim Publikum seine Wirkung zeigte.