Im ersten Moment hätten einem in der Isarphilharmonie schon leichte Zweifel kommen können. Als Pianist Mao Fujita sich beim Weg aufs Podium beinahe zu verlaufen schien und dann wie ein aufgeregter Schuljunge seinem Einsatz entgegenfieberte. Doch sobald der Japaner in die Tasten griff, kam man aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Wie nonchalant er sich hier bei Mozarts KV466 zu Wort meldete, um dann sanft, aber bestimmt seinen Platz zu behaupten. Mit einer unglaublichen Spielfreude, von der sich auch das BR-Symphonieorchester unmittelbar anstecken ließ. Zumal der junge Pianist keineswegs nur in den virtuosen Momenten brillierte, in denen er den oft gehörten Klassiker mit tatkräftiger Unterstützung von Dirigent Semyon Bychkov ordentlich entstaubte. Fujita brachte gleichzeitig auch die nötige Ruhe und Abgeklärtheit für die „Romance“ des zweiten Satzes mit, bei dem seine Hände fast über den Tasten zu schweben schienen.
Auf gleichem Energielevel wusste nach der Pause ebenfalls die Interpretation von Schuberts großer C-Dur-Symphonie anzuknüpfen. Der zweite Repertoire-Dauerbrenner des Abends, bei dem der Dirigent erneut keine Routine gestattete. Natürlich weiß auch er um die Vorbilder des Komponisten, die immer wieder markant aufblitzen. So wie beispielsweise das Zitat aus Beethovens Neunter, das Semyon Bychkov sehr wohl registrierte, sich dadurch aber nicht von seinem eingeschlagenen Weg abbringen ließ, der vor allem auf die zukunftsweisenden Aspekte der Partitur ausgerichtet war: mit straffen Tempi, dynamisch sorgsam ausbalanciert. Wobei sich neben den Streichern vor allem die wieder einmal überaus sensibel ans Werk schreitenden Blechbläser von ihrer besten Seite zeigten.
Es ist klar, dass es in Abo-Reihen auch Programme geben muss, in denen das Publikum mit Experimenten verschont wird und seine liebgewonnenen Klassiker bekommt. Aber wenn, dann bitte genau so wie hier!