Stoiber, Seehofer, Söder – er kann sie alle, und noch ein paar Polit-Promis mehr. Die präzise Parodie ebnete Wolfgang Krebs den Weg auf die (Kabarett-)Bühne. Doch ohne die Initiative eines Freundes, der ihn kurzerhand als Stoiber-Double für eine Faschingssendung des Bayerischen Rundfunks (BR) engagierte, weil das Original abgesagt hatte, wäre er wohl nie einem so großen Publikum bekannt geworden. Seitdem läuft es für den 57-Jährigen, der als Postbote begann, bevor er beim Radio und dann beim Privatfernsehen Karriere machte – als Medienmanager hinter den Kulissen. Heute gehört Krebs zum Team der Sendungen „Quer“ und „Asül für alle“, hat eine wöchentliche Kolumne in Bayern 1 – und steht an rund 150 Abenden im Jahr auf der Bühne. Der BR widmet dem gebürtigen Kaufbeurer heute um 22 Uhr ein Porträt aus der Reihe „Lebenslinien“.
Sie haben erst relativ spät Ihre eigentliche Berufung gefunden – und zwar auch nur, weil Ihr Spezl Georg Ried Sie quasi „ins kalte Wasser gestoßen“ hat. Warum haben Sie selbst sich das vorher nicht zugetraut?
Ich hatte vorher darüber nie nachgedacht, auf der Bühne mein Geld zu verdienen, weil ich in meinem damaligen Beruf ja auch sehr zufrieden war. Ich hatte ein geregeltes Einkommen, einen Dienstwagen – und dann hatte ich ja eine Familie zu ernähren. Deswegen war der Wechsel lange keine Option. Erst als der Nebenjob so gut gelaufen ist, dass ich mir eingestehen musste, meinen Hauptjob gar nicht mehr ausfüllen zu können, fiel die Entscheidung zugunsten des Kabaretts.
Ganz am Ende des Films fällt der Satz: „Schon morgen kann es vorbei sein!“ Die Angst davor scheint Sie zu beschäftigen…
Na ja, ich bin selbstständig, ich werde in zwei Jahren 60, ich könnte einen Schlaganfall bekommen und nicht mehr sprechen können, ich könnte einen Autounfall haben. Wir haben bei Corona gesehen, wie schnell eine völlig neue Situation eintreten kann. Und es kann ja auch sein, dass die Leute sagen: „Jetzt habe ich mich sattgehört und sattgesehen an dem Schmarrn, dem fällt ja nichts Neues mehr ein!“ (Lacht.)
Ihre Figuren Stoiber, Seehofer und Söder sind ja in Ihrer Interpretation letztlich Sympathieträger, Typen, über die man gerne herzlich lacht. Wie ist das bei Hubert Aiwanger?
Dafür zu sorgen, dass über einen Politiker gelacht wird, kann ja auch eine Waffe sein. Und die setze ich in diesem Fall ein. Dass ich kein Aiwanger-Freund mehr bin, kann man bei mir sicher mittlerweile heraushören. Meine Methode ist die Satire: Wenn auf einem Parkplatz zwei, drei Traktoren stehen, dann fühlt der Aiwanger sich berufen, eine Rede zu halten. Oder: Wir haben für die Pflegekräfte geklatscht, lasst uns doch mal für die Landwirte klatschen!
Das klingt bitter.
Seit der Erdinger Rede ist mir noch mal klarer geworden, dass es ganz wichtig ist, mit einer Figur wie Aiwanger keinen Unsinn zu machen, sondern sauber herauszuarbeiten, dass dieser Populismus, wie er ihn betreibt, zu einer Vergiftung des politischen Klimas führt.
In der sogenannten Bayernkoalition rumort es, viele führende CSU-Politiker lassen an Aiwanger kein gutes Haar.
Das wundert mich nicht. Aufgabe eines Wirtschaftsministers ist es ja auch nicht, sich zwischen die Bauern zu stellen, sondern zu den Discountern zu gehen und dafür zu sorgen, dass die Bauern mehr für ihre Produkte erhalten. Aber da sucht man ihn vergebens. Er hat wohl auch gerade erst festgestellt, dass er seit sechs Jahren für die Energieversorgung zuständig ist.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, ihn einfach nicht mehr vorkommen zu lassen?
Den Teufel werde ich tun!
Es gibt vielleicht Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht mehr lachen, sondern sich beschweren – nach dem Motto: „Was Sie mit dem machen, ist nicht okay!“
Kann schon sein, dass es an diesen Stellen im Programm mal weniger Applaus gibt. Aber ich mache mich nicht abhängig von der Meinung einzelner Zuschauer, schon gar nicht auf Social Media. Wenn ich mich in die Öffentlichkeit begebe, dann muss mir klar sein, dass das, was ich mache, nicht allen Leuten gefallen kann. Ich weiß, was ich will und wovon ich überzeugt bin. Diese Haltung empfehle ich übrigens auch den Medien.
Was meinen Sie damit?
Der BR, mein BR, ist neulich blockiert worden in Unterföhring, von Bauern, die mit dem Chefredakteur reden wollten (Christian Nitsche, Red.) Und der hat sich darauf auch noch eingelassen und versprochen, noch mehr über die Sorgen und Nöte der Bauern zu berichten. Aber wir stehen vor einem riesigen Umbau in den nächsten Jahrzehnten, der Wirtschaft und auch der Landwirtschaft. Und dem muss Rechnung getragen werden. Da kann man nicht vor einer schreienden Meute einknicken: Und wenn du keinen Beitrag über mich machst, dann klebe ich mich vors Sendegebäude? Das geht nicht!
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.
Sendehinweis:
Das BR Fernsehen zeigt das Porträt mit dem Titel „Wolfgang Krebs – Stoiber, Seehofer, Söder und ich“ heute um 22 Uhr.
Derzeit tourt Krebs mit seinem Programm „Bavaria first!“. Am 28. Februar spielt er im Münchner Lustspielhaus, am 1. März im Stockwerk in Gröbenzell und am 2. März auf der Stroblbühne in Oberhausen; Beginn jeweils 20 Uhr.