In Damo Suzukis Leben hat es manches gegeben, was eigentlich unmöglich ist. Eigentlich mochte er Pop nicht besonders. Eigentlich war er auch kein Sänger. Und eigentlich wollte er nicht Teil der Band Can sein, die zu den weltweit einflussreichsten der Rock-Ära zählen sollte. Doch wenn Suzuki etwas wurscht war, dann, dass etwas eigentlich unmöglich ist. Er machte es mit inspirierender Leichtigkeit trotzdem. Jetzt ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.
Also: Eigentlich war der im japanischen Kobe geborene Suzuki 1970 in München, um wieder heimzufliegen. Geld fürs Ticket verdiente er sich als Tänzer im Musical „Hair“, dessen Hippie-Kitsch ihn so frustrierte, dass er auf der Leopoldstraße einfach die Sau rausließ. Can-Bassist Holger Czukay sah den performenden Gammler und rief: „Das ist er!“ Suzuki wurde von der Leo weg engagiert – und das schon für das Konzert im „Blow Up“ am selben Abend.
Er passte perfekt zur freigeistigen Musik der Kölner, die ihren hypnotischen Groove aus stundenlangen Improvisationen destillierten. Mit seinen an rituelle Beschwörungen erinnernden Darbietungen prägte er die LPs „Ege Bamyasi“, „Tago Mago“ und „Future Days“. „Musik ist für mich eine Form der Kommunikation“, sagte er einmal der „SZ“. „Etwas, über das man nicht lange nachdenkt, sondern etwas, das einfach passiert.“
Eigentlich sollte man auf dem Höhepunkt des Erfolgs auch nicht aufhören – doch genau das tat Suzuki. Erst in den Achtzigern spielte er wieder in Bands, später gründete er das eigene Label Damo’s Network.
Schon lange war Suzuki an Darmkrebs erkrankt. Seine Leichtigkeit behielt er bis zum Schluss. JOHANNES LÖHR