Zu behaupten, The Dead South hätten in München eine eingeschworene Fan-Basis, wäre untertrieben. Für Juni hat das kanadische Quartett sein bislang größtes Konzert in der Stadt angekündigt und wird sein viertes Studio-Album im Zenith vorstellen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass der raue, banjogestützte, meist düstere Mix aus Bluegrass und Folk nicht unbedingt den Mainstream bedient. Und doch gesellen sich stetig mehr Fans zu den treuen Anhängern der ersten Stunde.
Die konnten Nathaniel Hilts, Scott Pringle, Colton Crawford und Danny Kenyon über die Jahre hinweg in stetig größeren Hallen erleben: in München unter anderem in der Milla (2013, 2015), im Ampere (2017); der 2022 geplante Auftritt in der Tonhalle musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Nun steht das Zenith auf dem Plan. Für Sänger, Gitarrist und Mandolinist „Nate“ Hilts der Beweis, dass sich beständiges Touren auszahlt.
„Unsere Agentur hält uns wohl für so weit, es mit einer großen Halle aufnehmen zu können“, freut er sich im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist ein fantastisches Gefühl.“ Einen gewissen Druck verspüre er durchaus. Im Juni sei der vermutlich verflogen: „Die ersten Konzerte einer Tour sind immer etwas nervenaufreibend, aber nach einer Weile kann man uns überall reinstellen, und wir haben Spaß.“
Solche Aussagen lassen sich nur aus Erfahrung treffen. In der Tat ist The Dead South eine Band, die vor allem auf der Bühne zu Hause ist. 2023 ließen sie es diesbezüglich etwas ruhiger angehen, berichtet Hilts – „weil wir ins Studio gehen wollten. Zwar waren wir immer noch viel unterwegs, aber weniger als sonst. Das hat gut getan.“
Entstanden sei das Album „Chains & Stakes“ in Mexiko City, was eine Idee ihres US-Labels gewesen sei: „Tatsächlich hatte unsere Plattenfirma ursprünglich den Plan, uns nach Island zu schicken.“ Irgendwann habe es dann geheißen, Mexiko sei vielleicht passender. „Natürlich waren wir von der Idee begeistert: schönes Wetter, gutes Essen …“
Mehr Freizeit, weniger Druck und viel Sonne: eine gute Kombination, nicht nur für die Band, sondern auch für die Hörer. Denn selbst ohne den Entstehungsort zu kennen, ist „Chains & Stakes“ ein neuer, etwas leichterer, positiver Grundton anzuhören. Diese frische Farbe tut dem Dead-South-Gesamtkunstwerk sehr gut, wie sich vor allem im Vergleich mit dem Vorgänger „Sugar & Joy“ (2019) feststellen lässt. Zwar überzeugte die Platte damals im Großen und Ganzen durch die Weiterentwicklung einzelner Facetten. An manchen Stellen jedoch verfiel sie arg ins grantig-düstere Selbstzitat.
Dass die in bester Folk-Manier gut erzählten, sehr abgefahrenen und manchmal ergreifenden Geschichten ein abwechslungsreicheres Klangkleid als bisher tragen, macht „Chains & Stakes“ interessant, die Präzision der Ausführung hörenswert und alles zum besten Album seit dem schwer zu übertreffenden Debüt. Dass das Werk zudem in einer Vinyl-Edition erscheint, ist auf den besonderen Wunsch der Band zurückzuführen. „Ich habe immer Platten gehört“, sagt Hilts. „Vergangenes Jahr haben wir dann erlebt, dass weltweit mehr Platten als CDs verkauft wurden. Ich würde sagen, das ist ein Trend, der bestehen bleibt.“ Aber auch, wenn die Zahlen anders wären, würden The Dead South Schallplatten veröffentlichen: „Platten klingen einfach gut – und sehen gut aus.“
The Dead South:
„Chains & Stakes“ (Devil Duck Records).
Konzert: The Death South spielen am 13. Juni im Münchner Zenith; Karten: www.muenchenticket.de.