Eklat um Meloni-Foto

von Redaktion

Italienischer Museumsdirektor tritt zurück

VON CHRISTOPH SATOR

Ein Kopfüber-Foto von Italiens rechter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat einen Museumsdirektor im Süden des Landes den Posten gekostet. Der Leiter des Museums der 32 000-Einwohner-Stadt Ostuni, Luca Dell’Atti, erklärte nun seinen Rücktritt. Grund dafür war die Veröffentlichung eines Fotos, das die Vorsitzende der Rechtsaußen-Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) mit dem Kopf nach unten zeigte. In Italien wurde dies allgemein als Bezug auf die Hinrichtung des faschistischen Diktators Benito Mussolini verstanden, dessen Leiche nach der Erschießung 1945 von Partisanen mit dem Kopf nach unten aufgehängt und öffentlich zur Schau gestellt wurde.

Dell’Atti stand deshalb in den vergangenen Tagen heftig in der Kritik. Der Museumsmann, der auch als Professor an einer italienischen Universität unterrichtet, begründete seinen Rücktritt damit, dass er „in unerträglicher Weise an den Medienpranger gestellt“ worden sei. Das Foto hatte er in der Nacht zum Montag auf seinem Instagram-Konto veröffentlicht. Inzwischen ist es verschwunden.

Seine Aktion wurde über die Parteigrenzen hinweg kritisiert. Auch die Stadtverwaltung von Ostuni ging zu dem 31-Jährigen auf Distanz. In den italienischen Medien war von einem „Schock-Foto“ die Rede.

Italien wird seit Oktober 2022 von einer Koalition aus drei Rechtsparteien regiert. Melonis Fratelli d’Italia haben ihre Wurzeln in der postfaschistischen Bewegung. Der faschistische Diktator Mussolini (1883-1945) war in Italien in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mehr als 20 Jahre an der Macht. Das Land war damals einer der engsten Verbündeten Hitlers. Nach Mussolinis Sturz 1943 erklärte Italien Nazi-Deutschland den Krieg. Das Land wurde von deutschen Truppen besetzt, gegen die Partisanen Widerstand leisteten. Die Deutschen rächten sich mit brutalen Vergeltungsaktionen an der Zivilbevölkerung. In diesen Monaten wird an vielen Orten an die Geschehnisse vor 80 Jahren erinnert.

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