Prächtige Sause

von Redaktion

Olli Schulz in der ausverkauften Tonhalle

VON JÖRG HEINRICH

Der Mann heißt Schulz, Olli Schulz. Durchschnittlicher kann man in Deutschland nicht heißen – und im Übrigen auch nicht ausschauen. Olli Schulz: Das ist Pop ohne Star. Und genau das ist das Geheimnis des Hamburger Vielzweck-Künstlers. Er feierte in der ausverkauften Tonhalle in München einen duften Abend unter Kumpels wie in einer Hamburger Hafenkneipe – nur halt in groß. Olli mochte alle, die da waren, alle mochten Olli. Und es gab was zu feiern: Mit 50 Jahren hat er es endlich auf Platz 1 geschafft (wir berichteten).

Bereits vor Konzertbeginn stieg der Musiker, Podcaster und Schauspieler auf die Bühne. Er hatte voller Stolz große Dinge zu verkünden: „Mein neues Album ist auf Platz 1 der Charts – zum ersten Mal seit 22 Jahren, seit ich Musik mache.“ Da pocherte Ollis Herz gewaltig. Und wer sich hier nicht mit ihm freute, war nicht da.

Als er erzählte, dass ihm als Hamburger Jung mit Rechenschwäche und ohne Berufsabschluss dieser Erfolg nicht in die Wiege gelegt wurde, hätte die ganze Halle am liebsten sofort einen Aufnahmeantrag in den Münchner Olli-Schulz-Fanclub unterschrieben. „Ich wurde als Kind so wenig gelobt, das ist alles zu viel für mich“, seufzte Jan Böhmermanns Podcast-Spezi („Fest & Flauschig“).

Das Konzert war dann auch eine prächtige Sause. Seinen neuen Hit „Hamse nich“ vom Nummer-1-Album (juchhu!) „Vom Rand der Zeit“ sangen alle schon jetzt mit, als wär’s ein Klassiker. Der Schallplatten-Nerd erinnerte an die gute alte Zeit, „als Musik noch richtig groß war“. Zuschauerin Steffi gab beim schunkeligen Duett „Stadtfest in Bonn“ eine tüchtige Ina-Müller-Stellvertreterin ab. Und mit seinem nie veröffentlichten Kindermusical vom Unterwasser-Detektiv „Kommissar Ärmchen“ mit den Tentakeln kehrte Olli Schulz in die Zeit zurück, in der sich niemand für seine Geschichten interessiert hat. Damit ist es längst vorbei. Dieser Schulz-Zug ist nicht mehr aufzuhalten.

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