Die 74. Berlinale blieb sich bis zum Finale treu: Geprägt von politischen Botschaften, haben die Berliner Filmfestspiele ihre Auszeichnungen vergeben. Zum zweiten Mal in Folge gewann am Samstagabend ein Dokumentarfilm den wichtigsten Preis, den Goldenen Bären: „Dahomey“ von der in Frankreich geborenen Regisseurin Mati Diop. Ihr Film setzt sich mit der Rückgabe von Kunstschätzen auseinander, die 1892 aus dem westafrikanischen Benin, damals Dahomey, geraubt wurden.
Die 41-Jährige mit senegalesischen Wurzeln folgt in „Dahomey“ 26 Statuen auf der Reise aus Frankreich in ihr Ursprungsland. Insgesamt wurden vor rund 130 Jahren Tausende Kunstwerke gestohlen, die sich noch heute in Frankreich befinden.
Vergeben wurden auch mehrere Silberne Bären. Einer ging an den deutschen Regisseur Matthias Glasner für das Drehbuch seines emotional aufgeheizten Dramas „Sterben“. In dem Film mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger in den Hauptrollen hat der Regisseur die komplexe Beziehung zu seiner Familie verarbeitet. Glasner hatte vorab die Sorge, das Drama sei vielleicht zu persönlich. Doch viele Leute habe es bewegt. „Ich werde seit Tagen alle paar Meter angehalten von Menschen, die sagen: ,Toller Film, hat mich so berührt, ich träum’ davon‘“, sagte Glasner am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat sich irgendwie gelohnt, dass wenn man sich selber so doll öffnet, dass andere sich dann auch öffnen.“
Der Große Preis der Jury ging an die melancholische Komödie „Yeohaengjaui pilyo“ („A Traveler’s Needs“) des südkoreanischen Regie-Veteranen Hong Sangsoo mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Der rumänisch-US-amerikanische Schauspieler Sebastian Stan wurde zum besten Hauptdarsteller („A different Man“) gekürt. Den Silbernen Bären für die beste Regie gewann Nelson Carlos De Los Santos Arias für „Pepe“, einen Experimentalfilm über ein totes Nilpferd in Kolumbien.
Die Berlinale war heuer besonders stark von politischen Debatten geprägt – bereits bei der Eröffnungsgala hatten viele gegen Rechtsextremismus protestiert. Andere forderten ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. Bei der Preisverleihung trugen mehrere auf der Bühne einen Zettel mit der Aufschrift „Ceasefire now“ (etwa: „Feuerpause jetzt“). Der palästinensische Filmemacher Basel Adra forderte Deutschland sogar auf, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Adra hatte mit drei Kollegen „No other Land“ gedreht und dafür den Dokumentarfilmpreis gewonnen. Der Film dreht sich um die Vertreibung von Palästinenserinnen und Palästinensern im Westjordanland. Kritik an den Hamas-Terroristen, die für die Bodenoffensive im Gazastreifen verantwortlich sind, gab es von der Jury oder den prämierten Künstlern nicht.