Auf Lebensreise

von Redaktion

Alfred Dorfer über sein neues Programm „Gleich“, das heute im Lustspielhaus Premiere hat

VON RUDOLF OGIERMANN

Zuletzt zog Alfred Dorfer ein paar Jahre lang um, nur auf der Bühne, versteht sich – ein Abend zwischen Kartons in einer leeren Wohnung, voll von imaginären Erinnerungsstücken. „Und“ war das Programm überschrieben, das der 63-Jährige seit 2017 landauf, landab spielte. Jetzt geht Dorfer mit etwas Neuem auf Reisen, „Gleich“ heißt dieser Streich, der heute um 20 Uhr im Lustspielhaus seine Uraufführung feiert.

Der Titel beziehe sich „auf die heutige Illusion, Dinge gleich zu scheren, die nicht gleich sein können“, erläutert der Kabarettist im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Wort sei aber auch ein „Synonym für ,wurscht‘“ und bezeichne, drittens, etwas unmittelbar Bevorstehendes. „Zwischen diesen Polen bewegt sich die Analyse unseres heutigen Zustands in der Endphase einer Demokratieform. Klingt jetzt komikfrei, ist es aber durchaus nicht.“

Ganz ablassen vom Bild eines Menschen, der immer wieder aufbricht, will Dorfer auch im neuen Programm nicht. Er sei, beispielsweise, „ein Reisender durch Hotelzimmer“, was auch als Gleichnis zu verstehen sei – „eine Betrachtung der Situationen von Lebensreisenden“, über die der Philosoph Jan Peter Beckmann sage, sei seien „Nomaden einer globalisierten Mobilität, die nichts mehr eint außer dem Dach, unter dem sie schlafen“.

Klingt abgeklärt, doch Dorfer wäre nicht der scharfzüngige Spötter, wenn er nicht auch die aktuelle Politik einfließen ließe in sein Solo. Als Grund für das Erstarken rechter Parteien in Deutschland wie in Österreich sieht der gebürtige Wiener einen „explosiven Cocktail“, der sich zusammensetze aus Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung, allgemeiner Niedergeschlagenheit und real existierenden Bedrohungen, etwa durch den Krieg in der Ukraine oder den Klimawandel.

Die Rolle seiner Zunft in diesen Zeiten sieht der Kabarettist realistisch: „Mir war immer klar, dass wir kein entscheidender Faktor für gesellschaftliche Umwälzungen sind. Dennoch glaub’ ich weiterhin daran, in einzelnen Personen Gedankengänge anstoßen und so in kleinen Dosen etwas bewegen zu können. Sonst wär’ ich nicht mehr auf der Bühne.“

Die Vorstellungen

von „Gleich“ im Lustspielhaus sind bis einschließlich 22. 3. ausverkauft, Tickets gibt es noch für den 23. 3. im Leo 17 und für den 11. 4. in den Münchner Kammerspielen.

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