Der Humanist Erasmus von Rotterdam (1466-1536) saß auf der Reise von Italien nach England auf seinem Pferd – viele Tage lang. Dabei dachte er an sein Ziel, seinen Freund Thomas Morus (1478-1535), in dessen Nachname er eine Ähnlichkeit zum altgriechischen Begriff „Moria“ entdeckte, der „Torheit“, „Narrheit“ oder „Dummheit“ bedeutet. So stellte der Gelehrte in seiner Schrift die Moria selbst an den Katheder und ließ sie ihr eigenes Lob singen – gedacht als Gastgeschenk für den Londoner Freund. Die Dummheit geriert sich darin als Herrin der Welt, des Adels und des Klerus, der reichen und der armen Leute, die nur dank ihrer Macht das Glück finden. Matthias Ponnier liest dieses rhetorische Bravourstück der Narrenliteratur mit sanft ironischer Stimme und deutlichem eigenen Amüsement über einige noch heute gültige Bosheiten. Meisterhaft. hilo