„Es werde bunt!“, so steht es bei den Münchner Symphonikern groß und breit neben dem neuen Spielzeit-Motto „Vibrance“. Ein guter Vorsatz, an dem auch die witzige Plakatserie zur Saison 2024/2025 wenig Zweifel lässt, für die man sich von den Farbschlachten des indischen Holi-Festes inspirieren ließ. Restspuren des witzigen Fotoshootings sind noch in den Proberäumen zu finden. Weshalb der Vorstand beim Pressegespräch darum bittet, nicht allzu genau in alle Ecken zu schauen.
Die Vielfalt des Programms spiegelt für Chefdirigent Joseph Bastian die Seele seines Orchesters, dessen Mitglieder sich aus 17 Nationen rekrutieren. Eine willkommene Diversität, die er sich auch im Publikum wünscht. Weshalb gleich das Auftakt-Konzert im Herbst Prokofjews vierte Symphonie mit Musik von Hans Zimmer kombiniert, um zwei individuelle Zielgruppen zum Blick über den Tellerrand zu motivieren.
Filmmusik gehört bei den Symphonikern schon lange dazu. Wenn auch bisher eher in separaten Programmen. „Diese strenge Trennung zwischen E und U ist vor allem ein europäisches Problem“, sagt Joseph Bastian. „Mit der Qualität der Musik hat das meist nichts zu tun. Eher mit Vorurteilen. Und die hat ein Komponist wie Hans Zimmer für mich absolut nicht verdient.“ Davon hat sich auch Organist Christian Schmitt schnell überzeugen lassen, der sich nach seinem Einsatz in der „Interstellar“-Suite zusätzlich mit der Orgelsymphonie von Camille Saint-Saëns präsentieren darf.
Insgesamt bestreitet Bastian gleich vier der sechs großen Abo-Konzerte im Prinzregententheater. Wobei er sich im Laufe der Saison nicht nur mit Klassikern von Strawinsky, Ravel oder Dvořák beschäftigt, sondern zudem ein Programm vorstellt, das um das Thema Natur und Umweltzerstörung kreist. Hier trifft Zeitgenössisches von Ann Clyne und John Psathas auf die romantisch angehauchte „Gaelic“-Symphonie der Amerikanerin Amy Beach. „Wir wissen viel über die Eindrücke, die Dvořák aus Amerika mitgebracht hat, aber nur wenig über diejenigen, die dort von ihm inspiriert wurden. So wie Beach.“ Und daher wird sich neben dem Konzert auch eines der anstehenden CD-Projekte des Orchesters dem vielseitigen Schaffen der Komponistin widmen.
Für die anderen beiden prominenten Abo-Termine darf sich das Münchner Publikum dann noch auf die Debüts von Steven Sloane und Erina Yashima am Pult freuen. Ebenso wie auf Joseph Bastians ehemaligen Kollegen aus dem BR-Symphonieorchester, Cellist Maximilian Hornung, der die Symphoniker als Artist in Residence durch die Saison begleitet.
Fortgeführt werden beliebte Reihen wie die „HörBar“ im Werksviertel oder der jüngst ins Leben gerufene „Mikrokosmos“ – kurze After-Work-Formate, bei denen der Austausch mit dem Publikum im Zentrum steht. Und mit den Münchner Kammerspielen gibt es auch einen neuen Kooperationspartner, mit dem man bereits am 21. März ein erstes Inklusionskonzert veranstaltet, bei dem „von Rameau bis zur ‚Eiskönigin‘ alles dabei sein wird“: ein Projekt, dem Joseph Bastian mit großer Neugier entgegensieht.
Dass das Jewish Chamber Orchestra an den Kammerspielen bereits einen Fuß in der Tür hat, betrachtet er ganz entspannt und kollegial. „Nachdem das Angebot an inklusiven Formaten in München immer noch sehr gering ist, sehe ich das als Ergänzung, weniger als Konkurrenz. Wir wollen Diversität nicht nur auf der Bühne und in der Programmauswahl, sondern auch im Publikum. Und da gibt es für uns alle noch viel zu tun.“
Informationen
zur neuen Saison unter muenchner- symphoniker.de.