Duracell-Brite

von Redaktion

James Blunt in der Olympiahalle

VON KATHRIN BRACK

Auf einmal springt James Blunt von der nach allen Seiten offenen Bühne. Und setzt zum Spurt durch die bestuhlte Arena an. Während seine Band „Coz I luv you“ von Slade als Instrumentalversion weiterspielt, klatscht der Brite im Eiltempo die Fans ab, rennt bis zum Ende der Halle, so flink, dass ihm sein Kameramann kaum folgen kann. Blunt, der kürzlich seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, hat an diesem Samstagabend in der ausverkauften Olympiahalle die Energie mindestens dreier Duracell-Hasen. Die braucht er bei dem Tempo, das er auf der Bühne vorlegt.

Ohne viel Geplänkel, die Gitarre umgeschnallt, legt der Sänger mit „Beside you“ von seinem aktuellen Album „Who we used to be“ los. Zuvor hatten die Tors, ein Trio aus Devon, mit bezauberndem Indie-Folk das Publikum in Stimmung gebracht. „Ich werde heute nur neue Songs spielen“, verkündet Blunt mit gespieltem Ernst. Natürlich spielt er auf der Tour, die den gleichen Titel wie das Album trägt, auch ältere Lieder, darunter „Wisemen“, „Carry you Home“ und „Stay the Night“.

Dass der Mann mit der Falsettstimme nur traurige Lieder kann, stellt sich als Trugschluss heraus. Vermutlich auch zur Überraschung der zahlreichen Männer im Publikum, die augenscheinlich den Damen zuliebe mit ins Konzert gekommen sind, ist unter den 20 Liedern viel Tanzbares. Was den einen oder anderen zumindest zum Mitwippen verführt.

Am stärksten ist James Blunt aber, wenn er nicht wie ein Getriebener über die Bühne springt. Am stärksten ist er, wenn er sich ans Klavier setzt und tut, was man mit so einer Stimme eben tut – das Leid der Welt beklagen: „Dark Thoughts“, das er für die Schauspielerin Carrie Fisher geschrieben hat, mit der er eng befreundet war. „Goodbye my Lover“ über das Ende einer großen Liebe. Oder „The Girl that never was“, in dem er eine Fehlgeburt verarbeitet.

Er mischt diese Momente, die leichten und die schicksalsschweren, klug. Und verausgabt sich und seine Stimme an diesem Abend, an dem er natürlich auch die großen Hits zelebriert. „You’re beautiful“, „OK“ und „1973“: Am Ende hat sich sein schweißtreibender Einsatz gelohnt.

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