Mild scheint die Frühlingssonne am Sonntagnachmittag am Sendlinger Flaucher, wo der frische Bärlauch seinen würzigen Geruch verbreitet. Derart erwärmt geht es ins Nachmittagskonzert der Isarphilharmonie, wo die Tschechische Philharmonie unter Semyon Bychkov ein Programm im Zeichen Antonín Dvořáks gibt.
Frühlingshaft beschwingt ist auch die einleitende Konzertouvertüre op. 92, deren sprudelnd-verspielter Charakter ihrem Beinamen „Karneval“ alle Ehre macht; unglaublich rasant jagt Bychkov sein Orchester durch die Partitur, weiß aber auch die zart-duftenden Schwelgereien in Szene zu setzen. Blumig ist der orchestrale Beginn des Klavierkonzerts in g-Moll op. 33, bevor András Schiff mit perlenden Läufen am Flügel einsteigt – ein Allegro agitato, das die sprudelnde Isar in Erinnerung ruft. Träumerisch verhalten dann der zweite Satz, ein Andante sostenuto, welches in einem feurigen Allegro con fuoco mündet, das furios flackert und erwärmt. Wunderbar spielt der erfahrene Solist mit Kontrasten und Nuancen und geht in intensiver Kommunikation mit Orchester und Dirigent fast klammermusikalisch zu Werke.
Nach der Pause ertönt Dvořáks Symphonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“, die man nicht frischer spielen kann als die Tschechische Philharmonie unter Semyon Bychkov. Mit viel Ruhe in den ersten Takten, bevor Pauken und Bläser wie ein Sonnenstrahl hinter dichten Wolken hervorbrechen. In sanften Farben wird das Largo gezeichnet, fein und durchlässig wie ein zart knospender Trieb. Spritziges Powerplay dann im Scherzo, ohne den tänzerischen Charakter zu vernachlässigen.
Wiederum feurig ist das Finale, in dem das Blech die Sinne durchdringt wie der scharfe Geruch von Bärlauch, abgelöst von den sanfteren Düften der Klarinette, bevor das gesamte Orchester das Publikum in den lauen Frühlingsabend entlässt.