Welche Bilder dürfen, müssen der Öffentlichkeit gezeigt werden? Welche sollten im Sinne der Opfer lieber zurückgehalten werden – oder sind auch zu verstörend, um sie zu zeigen?
Es ist eine Gratwanderung, die am Montagabend im Amerikahaus angegangen wurde. Gemeinsam mit dem israelischen Generalkonsulat war zu einer Filmvorführung und einem Gespräch geladen worden, die sich mit der sexualisierten Gewalt der Hamas am 7. Oktober in Israel und dem Schweigen der Welt beschäftigten. Zunächst war der Dokumentarfilm „#Nova“ zu sehen, der einen sehr intimen Einblick in das Massaker der Hamas auf dem Supernova-Musikfestival gibt, bei dem die Terroristen mehr als 360 Menschen getötet haben.
Der israelische Regisseur Dan Pe’er hat Handyvideos, Telefonate und Textnachrichten der beim Namen genannten Besucherinnen und Besuchern des Festivals so montiert, dass der Übergang von ausgelassener Party hin zu blankem Überlebenskampf unmittelbar miterlebt wird. Nach dem schwer zu ertragenden Film thematisierten Moderatorin Ilanit Spinner, die Referentin für Jüdisches Leben, Julie Grimmeisen und Maryam Giyahchi aus dem Vorstand des Stadtbundes Münchner Frauenverbände die sexualisierte Gewalt an Frauen, die der Film nur erahnen lässt.
Es gebe Videos, die auch diese explizit zeigten, sagte Grimmeisen, doch auch sie habe lediglich Zeugenberichte gelesen und sei froh, die Videos nicht sehen zu müssen. Klar sei, die Hamas nutze den Frauenkörper gezielt als Kommunikationsmittel, um die Botschaft zu verbreiten, israelische Männer könnten ihre Frauen und Kinder nicht schützen. Wer die Vorfälle totschweige, befördere das entmenschlichende Denken der Hamas, ergänzte Spinner. UN Women hatte erst 57 Tage nach dem 7. Oktober ein Statement herausgegeben. Betroffene Frauen fühlten sich dadurch alleingelassen, sie hätten umso mehr Angst, ihnen werde nicht geglaubt, sagte Giyahchi. Durch das gemeinsame Sprechen ließ der Abend zumindest die Anwesenden nicht alleine zurück. rf