KOMMENTAR

Bayreuther Friedensschluss

von Redaktion

Neue Festspiel-Struktur

Aufbruch, Neustrukturierung, das wäre eine Möglichkeit, die jüngste Bayreuther Entwicklung einzuordnen. Was vielleicht wichtiger ist: Die Festspiele könnten endlich befriedet werden. Viel zu häufig drangen Geschichten durch die Mauern, die vom Dauerzerwürfnis zwischen Katharina Wagner und ihren Geschäftsführenden Direktoren erzählten. Machtspielchen, die den Festspielen schadeten. Was von außen als planlos wahrgenommen wurde, war in Wahrheit einer simplen Tatsache geschuldet – da passten oft zwei Personen nicht zusammen. Dass etwa Verträge mit Künstlerinnen und Künstlern platzten, war nicht unbedingt der Komponisten-Urenkelin anzulasten.

Künstlerisch fällt die Bilanz von Katharina Wagner viel besser aus, als sie von manchen Lästerern dargestellt wird. Im Gegensatz etwa zum Parallel-Festival in Salzburg, das auf die immer gleichen bis ausgelaugten Regie-Teams setzt, riskiert man auf dem Grünen Hügel etwas. Mit dem Preis, dass auch etwas schiefgehen kann – wie das eben in der Kunst so üblich und notwendig ist. Alles andere wäre vorhersehbar und damit übrigens auch nicht im Sinne von Richard selig. Das Krisenmanagement von Katharina Wagner zeigte sich auch im vergangenen Jahr, als entscheidende Sängerpartien kurzfristig neu besetzt werden mussten und es zu durchwegs erfreulichen Ergebnissen kam.

Und nach 2030? Es ist kein Naturgesetz, dass ein Mitglied der Wagner-Sippe die Festspiele weiter führen muss. Die entsprechenden Regelwerke ließen sich ändern. Und womöglich wäre Katharina Wagner zu diesem Zeitpunkt eine Existenz als freies Regie-Radikal viel lieber. Ohnehin wachsen Publikumsschichten nach, die mit dem Nimbus der heiligen Wagner-Stätte nicht mehr viel anfangen können.

Doch wer auch immer den Thron auf dem Grünen Hügel besteigt – notwendig ist in erster Linie eine Verschlankung der Entscheidungsstrukturen. Viel zu viele Gremien und Personen können in Bayreuth mitmischen, mit einem modernen Theaterbetrieb hat diese Gemengelage wenig zu tun. Und wenn am Ende ein weiteres Bayerisches Staatstheater dabei herauskommt oder eine vom Bund geförderte Institution à la Deutsche Staatsoper Berlin, dann wäre das auch kein Schaden. Im Gegenteil.

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