Ab ins Nass: Caroline Wahl erzählt die Geschichte aus ihrem Buch „22 Bahnen“ weiter. © Frederike Wetzels
Das nennt man Timing. Gerade ist Caroline Wahls neuer Roman „Windstärke 17“ erschienen. Druckfrisch für die Freibad-Tasche. Alle, die Wahls Vorgänger „22 Bahnen“ gelesen haben, hoffen auf eine Fortführung dieser Endlos-Sommer-Geschichte, die vornehmlich im Becken und auf der Liegewiese spielte.
Tatsächlich erzählt die 1995 geborene Autorin ihren großen Erfolg weiter. Diesmal steht nicht Tilda im Fokus, sondern deren kleine Schwester Ida. Um die hatte sich Tilda in „22 Bahnen“ stets sorgen müssen, der alkoholabhängigen, im Suff unberechenbaren gemeinsamen Mutter wegen. Doch der Absprung gelang, Tilda verließ das Elternhaus – mit dem Versprechen, dass auch Ida, sobald sie die Schule hinter sich hat, hinaus kann in die Welt, Tilda hinterher. Inzwischen sind einige Jahre vergangen, Ida ist erwachsen – und die Mama: tot. Überdosis. Das Mädel fand den leblosen Körper. Und flieht seither vor den Bildern, die sie unentwegt verfolgen. Auch ihr Rettungsanker heißt Schwimmen. Doch sie krault den Sorgen nicht wie Tilda im Freibad davon, sondern in der rauen Ostsee. Nach Rügen verschlägt es die junge Frau. Wieder gelingt es Caroline Wahl, die Gefühle junger Heranwachsender authentisch einzufangen. Sinnlich, einfühl- und unterhaltsam. Mit popkulturellen Anspielungen und trockenem, auch tiefschwarzem Humor. Ein Buch über Verlust und Weitermachen. Das auch der Adoleszenz längst entwachsene Leser lehrt, dass manchmal einzig ein Sprung ins kalte Wasser hilft – nicht nur im Freibad. KATJA KRAFT
Caroline Wahl:
„Windstärke 17“. DuMont,
Köln, 256 Seiten; 24 Euro.
Lesung: Caroline Wahl stellt ihr Buch am 12. Juni, 19 Uhr, im Münchner Literaturhaus, Salvatorplatz 1, vor; Karten unter 0761/88 84 99 99 oder unter literaturhaus-muenchen.reservix.de.