Kroetz gibt den Brandner

von Redaktion

Darauf einen Kerschgeist: Das Staatsschauspiel stellt die Saison 2024/25 vor

Kult am Resi: Fritz Straßner (li.) als Brandner und Toni Berger als Boandlkramer. © Picture Alliance

Unterwegs in München-Pasing: der Autor und Schauspieler Franz Xaver Kroetz. © Michaela Rehle

Als Brandner auf der Pirsch: Im Jahr 2008 kam Joseph Vilsmaiers Film „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ in die Kinos. Franz Xaver Kroetz spielte damals die Titelrolle. © Allstar Picture Library

Der größte Coup kommt natürlich zum Schluss, so viel clevere Inszenierung muss einfach sein: Franz Xaver Kroetz spielt in einer Neuauflage der Kultkomödie den legendären Brandner Kaspar am Münchner Residenztheater. Premiere ist am 14. Juni 2025 im Cuvilliéstheater. Inszenieren wird das Stück um Kartenspiel und Kerschgeist der Kino-, Musik- und Sprechtheaterregisseur Philipp Stölzl. Der gebürtige Münchner lebt zwar mittlerweile in Berlin, ist aber nicht nur am Resi („Das Vermächtnis“, „James Brown trug Lockenwickler“) häufig zu Gast. In Bregenz wird er beispielsweise in diesem Sommer den „Freischütz“ auf die Seebühne bringen.

Es dürfte also alles in guten Händen sein für eine modern interpretierte, frisch durchgelüftete Auflage des Klassikers. „Denn warum sollen nur die anderen Theater mit dem ‚Brandner‘ Erfolge feiern“, fragte sich Intendant Andreas Beck. „Schließlich gehört er doch hierher“, erzählt er bei der Spielplan-Pressekonferenz seines Hauses. „Natürlich freuen wir uns auch für die Kollegen“, betont er. Und meint damit wohl vor allem das Volkstheater, wo Christian Stückl sich 2025 seit beeindruckenden 20 Jahren über volle Säle seines „Brandner Kaspars“ freuen darf, egal an welcher Adresse. Aber angesichts des Jubiläums im nächsten Jahr schien eine Neuauflage auch für Beck plausibel: 50 Jahre nach der Premiere 1975 sei nun „Zeit dafür, den Stoff neu zu betrachten“.

Franz von Kobells 1871 in Mundart veröffentlichte „G’schicht vom Brandner Kaspar“ besitzt spätestens seit der gleichnamigen Theateradaption von 1934 nicht nur auf bayerischen Bühnen ein ähnlich langes Leben wie der starrsinnige Bauer Brandner selbst, der gegen die Obrigkeiten auf Erden wie im Himmel gleichermaßen listig und erfolgreich kämpft. Ganze Generationen von Oberammergau bis Rio de Janeiro, wo inzwischen überall schon Gastspiele stattfanden, dürften inzwischen das sympathisch-anarchische Schlitzohr auf irgendeiner Bühne gesehen haben.

Im Jahr 1975 erlebte die sagenumwobene Inszenierung von Kurt Wilhelm mit Toni Berger als dem alkoholischen Getränken zugeneigten Boandlkramer, Gustl Bayrhammer als Portner und Fritz Straßner als verschmitztem Bauern ihre Premiere am Residenztheater. Der besondere Zauber der tragikomischen Parabel liegt in ihrer zeitlosen Allgemeingültigkeit. Als Hörspiel, Musical oder Kinofilm wurde die Geschichte zum weiß-blauen Kultur-Exportschlager. In der Leinwandadaption von Joseph Vilsmaier von 2008 war Schauspieler und Schriftsteller Kroetz bereits als Brandner zu sehen und wurde dafür, gemeinsam mit Michael „Bully“ Herbig, der den Boandlkramer spielte, mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.

Aber auch schon vor dem neuen „Brandner Kaspar“ hat das Staatsschauspiel in der Spielzeit 2024/25 Spannendes zu bieten: Eröffnet wird nach der Sommerpause mit Shakespeares „Sommernachtstraum“, den Stephan Kimmig inszenieren wird. „Wir müssen klassische Stücke immer mal wieder neu überprüfen“, sagt Beck. Ähnlich spannend könnte Henrik Ibsens „Die Wildente“ im Cuvilliéstheater ausfallen, nur wenige Meter von Ibsens einstigem Wohnort an der Maximilianstraße entfernt. „Sternstunden der Menschheit“ nach Stefan Zweig feiert bereits im Sommer bei den Salzburger Festspielen Premiere. In München wird die Inszenierung von Thom Luz ab 19. Oktober zu sehen sein. Mit „Die Gewehre der Frau Carrar“ steht dann ab 14. Dezember endlich mal wieder Brecht auf dem Spielplan. ULRIKE FRICK

Weitere Informationen

zur Spielzeit 2024/25 gibt es unter www.residenztheater.de.

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