Der tapfere Frauenschwarm

von Redaktion

Thirty Seconds to Mars müssen sich in der Münchner Olympiahalle von den Fans helfen lassen

Angeschlagen, aber motiviert: Jared Leto und Thirty Seconds to Mars bringen die Fans in München zum Ausrasten. © Hangen

Es gibt zwei Möglichkeiten, sagt Jared Leto nach den letzten Takten von „Walk on Water“. Entweder, er bricht die Show auf der Stelle ab. Oder die Fans in der gut gefüllten Olympiahalle ertragen seine „schlechte Stimme“. Er sei ziemlich krank, klagt der Sänger von Thirty Seconds to Mars. Man könnte freilich meinen, er schauspielert ein bisserl. Schließlich ist Leto in seinem anderen Leben Oscar-Preisträger. Doch dann hört man, wie schwer er sich tut, wenn er mit dem Publikum spricht. „Ich gebe mein Bestes“, beteuert der Frontmann. „Aber ihr müsst mir helfen.“ Und funktioniert das Konzert zur Mitmachshow um. Die „Seasons“-Welttournee führt die Brüder Jared und Shannon Leto samt Tourmusiker Stevie Aiello an diesem Pfingstsonntag nach München. Das neue Album „It‘s the End of the World but it‘s a beautiful Day“ haben sie genauso im Gepäck wie die Hits „This is War“ oder „Kings and Queens“. Jared, übergroße Sonnenbrille, übergroßes Chiffon-Cape, übergroße rote Gummihandschuhe, mag angeschlagen sein, seiner Präsenz auf der Bühne merkt man es nicht an. Der Mann, der die weiblichen Fans unter den rund 6000 Besuchern auch mit 52 noch zum Ausrasten bringt, beweist, dass einen schönen Mann auch ein fragwürdiges Outfit nicht entstellen kann.

Funken, tonnenweise Konfetti und ein riesiges Dreieck, das Symbol der Band aus Los Angeles, als Leinwand: Ästhetisch wäre hier schon eine Menge geboten, wenn Leto nicht der Frauenschwarm wäre, der er ist. Dazu drischt sein Bruder wie ein Besessener auf die Drums ein. Und Jared kämpft sich tapfer durch den Abend, obwohl er am Ende tatsächlich kaum mehr sprechen kann. „Ich wollte unbedingt gut für Euch singen“, entschuldigt er sich. Umso beeindruckender, wie der 52-Jährige trotz angegriffener Stimme die gesanglich anspruchsvollen Lieder durchzieht. Mit Unterstützung der Fans, versteht sich.

Die übernehmen den Refrain von „From Yesterday“, sämtliche „Ohhhs“ und „Ahhhhs“, den Chor von „Hurricane“ und zur Zugabe „The Kill“. Dafür dürfen einige fürs Finale und „Closer to the Edge“ auf die Bühne. Und feiern mit Thirty Seconds to Mars einen Abend, an dem die Band vielleicht nicht perfekt geklungen hat, dafür aber umso authentischer war. Ein Glück, dass Jared Leto die Show nicht abgebrochen hat. KATHRIN BRACK

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