Jetzt stellt sich die Frage: Würde dieses Buch genauso viel Spaß machen, wenn es eine Frau ohne asiatischen Hintergrund geschrieben hätte? Würde man diese rabenschwarze Abrechnung mit Kultureller Aneignung, Diskriminierung, Medienhype und Political Correctness genauso genießen können? Und damit sind wir mittendrin in der schrillen öffentlichen Debatte, die die chinesisch-amerikanische Autorin Rebecca F. Kuang in „Yellowface“ mit diebischer Freude satirisch aufspießt. Kuang erzählt von June, die ihrer Uni-Freundin Athena nach deren Tod ein Manuskript klaut und damit selbst berühmt wird. Es ist ein Roman über chinesische Arbeiter im Ersten Weltkrieg. Athena hatte asiatische Wurzeln, June nicht. Darf so eine Weiße über die Geschichte eines Landes, das nicht ihres ist, schreiben? Darf sie auch kritisch sein gegenüber den Menschen dieses Landes? Wie kommen wir raus aus dem Dilemma, Rassismus bekämpfen zu wollen ohne dabei selbst Meinungsfaschismus zu betreiben? Kuang erzählt das als Thriller – messerscharf.
KJK
Rebecca F. Kuang:
„Yellowface“. Eichborn, 384 Seiten; 24 Euro.
★★★★☆ Lesenswert