Noch mehr Hit-Pulver

von Redaktion

Der zweite Metallica-Abend im Münchner Olympiastadion

Quer durch die lange Bandgeschichte rockten sich Metallica auch am Sonntagabend – inklusive einer eigenwilligen Version von „Rosamunde“. © Martin Hangen

München kann also auch Sommer. Nach der Wahnsinns-Blitzshow vom Freitag durften Metallica zum Abschluss ihres diesjährigen Tourauftakt-Wochenendes in München am Sonntag ein regenfreies Set absolvieren. „Das haben wir so bestellt“, sagt Frontmann James Hetfield im vollen Stadion – diesmal ohne nasse Haare. Blitze gab‘s zwar auch diesmal jede Menge – allerdings nur auf der Video-Leinwand.

Auch beim zweiten Gastspiel nahm die wohl größte Metal-Band der Welt das Publikum mit auf eine Reise quer durch die lange Bandgeschichte. Wer sich erfolgreich durch das Verkehrschaos gekämpft hatte (die Parkharfe war schon am frühen Nachmittag dicht) und sein digitales Ticket trotz extrem überlastetem Handynetz endlich vorzeigen konnte, der bekam 16 Songs von diesmal gleich neun Alben. Wie versprochen ohne jegliche Doppelung zum Freitag. Und auch für die Sonntagsbesucher gab es die ein oder andere Premiere: die erste Live-Performance von „Inamorata“ aus dem aktuellen Album „72 Seasons“ zum Beispiel. Sehr gelungen! Etwas eigenwilliger: Nach dem Hofbräuhaus-Gaudi-Jam vom Freitag versuchten sich Kirk Hammett und Robert Trujillo diesmal an einer Version von „Rosamunde“. Immerhin: Den ein oder anderen Lacher entlockten sie damit. Nicht ganz unironisch der Stilbruch mit dem düsteren „Welcome Home (Sanitarium)“. In der Finsternis fühlen sich die Metal-Meister dann doch deutlich wohler als in der Welt der Schlager-Polka.

Die Angst mancher Besucher, dass die Kalifornier am Freitag schon ihr ganzes Hit-Pulver verschossen hatten, blieb jedenfalls unbegründet. Die Puristen unter den Metallica-Fans kamen mit Frühwerken wie „Hit the Lights“, „Breadfan“ oder „The Call of Ktulu“ auf ihre Kosten. Und richtig laut im Stadion wurde es natürlich beim großen Finale mit der Anti-Kriegs-Hymne „One“. Und beim großen Abschied mit dem zeitlos mächtigen „Enter Sandman“. Die fast schon flehenden Rufe nach einer Extra-Zugabe blieben unerhört. „Ihr habt ,The Unforgiven‘ vergessen“, rief ein Zuschauer in den Nachthimmel. Selbst ein Doppel-Konzert reicht bei Metallica eben nicht aus, um alle Wünsche zu erfüllen. DOMINIK GÖTTLER

Artikel 5 von 11