AUSSTELLUNG

Setzt die goldenen Segel!

von Redaktion

Traumschiffe der Renaissance im Bayerischen Nationalmuseum

Gülden: Schiffspokal von Matthäus Bair (1590–1594). © Krack

Bereit zur großen Fahrt – aber nur en miniature: Modell des „Henry Grâce à Dieu“. © Krack

Fein gearbeitet: Ein Tafelschiff auf Rädern von Hans Anton Lind (1603–1609). © Karpinksi

Macht Eindruck: Schiffspokale wie dieser von Abraham Winterstein (Augsburg, 1626-1630) schmückten einst die edlen Tafeln –und zeugten von Weltläufigkeit der Gastgeber. © B. Krack

Zu einem feierlichen Mahl gehört nicht nur gutes Essen, auch die Deko muss stimmen. Schiffe dienten als Trinkgefäße und waren eine Zierde für Festtafeln. Das Bayerische Nationalmuseum in München nimmt sich der prachtvollen Tafelkultur an. Schiffsförmige Trinkgefäße und Tafelaufsätze für diesen Zweck gehörten einst zu den außergewöhnlichsten Schöpfungen der Goldschmiedekunst in Nürnberg und Augsburg. Unter dem Titel „Traumschiffe der Renaissance“ sind in der aktuellen Sonderausstellung des Hauses bis 1. September entsprechende Beispiele zu sehen. Prachtvoll und detailreich erzählen sie von höfischer und patrizischer Tafelkultur sowie von Schiffbau und Seefahrt in der frühen Neuzeit.

Miniaturschiffe schmückten die Tafeln der Höfe

Die Ausstellung blickt auf das 16. Jahrhundert zurück – und auf die vielfältige Bedeutung von Schiffen in dieser Zeit. Sie wurden damals zu Ikonen europäischer Technik und repräsentierten den Wagemut von Seeleuten auf der Suche nach Reichtümern ferner Welten. Zugleich waren Schiffe aber auch Symbole und Metaphern etwa für die Kirche, den Staat, den Weg des menschlichen Lebens oder das Glück.

Präsentiert werden in der prächtigen Ausstellung mehr als 100 hochwertige Arbeiten des Goldschmiede-Kunsthandwerks, dazu Gemälde, Grafiken, kostbare Manuskripte, Karten und Navigationsinstrumente. Sie repräsentieren die bayerische Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte um 1600. Zu den Leihgebern all dieser Schätze zählen unter anderem das Kunsthistorische Museum Wien, das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, das Grüne Gewölbe in Dresden, das Ostfriesische Landesmuseum Emden und das Germanische Nationalmuseum Nürnberg sowie Privatsammler.

Unter den Exponaten ragen besonders der Schiffspokal des Augsburger Meisters Caspar Hentz und sein Pendant aus dem Ratssilber der Stadt Emden heraus. Besonderheiten sind auch die kostbare Portolankarte aus der Bibliothek der LMU München sowie eine jüngst restaurierte Tapisserie mit Schiffsemblem aus dem Bayerischen Nationalmuseum, die bisher noch nie gezeigt worden ist.

„Es gab bislang keinen bedeutenden Mann, der sein ganzes Leben auf dem Festland verbrachte“, formulierte es einst der „Moby Dick“-Erfinder Herman Melville (1819-1891). Ein Ausflug in diese Schau ist wie ein Tag am Meer mitten in Bayern – und macht Lust, die Segel (neu) zu setzen. BARBARA JUST

Bis 1. September

im Bayerischen Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3;
Di.-So. 10 bis 17, Do. bis 20 Uhr.

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