Mit dem Star auf Italien-Urlaub

von Redaktion

Dirigent Riccardo Muti zu Gast beim BR-Symphonieorchester

Den Mythos des alten Rom beschwor Riccardo Muti in der Isarphilharmonie und räumte auch mit einem Irrtum auf. © Severin Vogl

Mit Richard Strauss und seiner Fantasie „Aus Italien“ verhält es sich ein wenig wie mit Karl May. Im Gegensatz zu diesem hat Strauss das von ihm beschriebene Land zwar bereist, doch scheint auch bei ihm die Faszination für die fremde Kultur so überwältigend gewesen zu sein, dass bei der Niederschrift ein sehr idealisiertes Bild entstand. Ein Umstand, den der aus Neapel gebürtige Riccardo Muti aber mit Humor nahm, als er nun in der Isarphilharmonie ans Pult des BR-Symphonieorchesters trat. Vor allem im ironisch rasselnden letzten Satz, wo wiederholt der Gassenhauer „Funiculì funiculà“ ertönte, der vom bayerischen Touristen fälschlicherweise für ein neapolitanisches Volkslied gehalten wurde.

Während Muti hier die Flucht nach vorne antrat, hatte er sich für die Stationen davor mehr Zeit gelassen. Getragen von den Strauss-versierten Streichern, deren warmen Klang der Maestro hörbar genoss. Da wurde in vollendeter Erhabenheit der Mythos des alten Rom heraufbeschworen und die Küstenlinie von Sorrent mit zarten Farben nachgezogen. Obwohl der Maestro beim Applaus noch schmunzelnd verkündete, dass es den von Strauss beschriebenen Strand dort so nicht geben würde.

Dass im ersten Teil auch der von Muti sehr geschätzte BR-Chor zum Einsatz kam, versteht sich bei den München-Gastspielen des Stars fast schon von selbst. Diesmal mit einem traditionsbewussten Te Deum von Haydn und Schuberts zweiter Messe. Hierfür wählte Muti einen ebenso schlichten wie ehrlichen Zugriff, der weniger auf Stephansdom-Dimensionen ausgerichtet war, sondern sich eher an jener Vorstadt-Pfarrkirche orientierte, in der die Komposition 1815 ihre Uraufführung erlebte.

Präzise umgesetzt wurde das von den Chormitgliedern, die durch alle Lagen mit klarer Diktion überzeugten und eine große dynamische Bandbreite zeigten, die Muti aus ihnen virtuos herauskitzelte. Siobhan Stagg, Julian Prégardien und Vito Priante brachten in den Solo-Partien zwar solide Einzelleistungen, harmonierten als Trio aber nur bedingt miteinander. TOBIAS HELL

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