Große Qualität im kleinen Format

von Redaktion

Caspar Seemann über den 20. Geburtstag des Nymphenburger Sommers

Caspar Seemann leitet das Festival seit drei Jahren. © privat

Konstantin Krimmel gibt einen Liederabend. © Wilfried Hösl

Das Gewandhaus-Quartett spielt Beethovens erstes, elftes und 15. Streichquartett. © Gewandhaus-Quartett

Prachtvoller Veranstaltungsort des Nymphenburger Sommers ist der Hubertussaal im sogenannten Orangerietrakt. Das Festival bietet eine gesunde Mischung aus Stars und jungen Talenten. © Schlösserverwaltung

Der Hubertussaal auf Schloss Nymphenburg zählt zu den schönsten Orten, an denen sich in München Kammermusik erleben lässt. Selten ist man im Konzert so nah dran an den Künstlerinnen und Künstlern. Und der Sonnenuntergang, der sich mit etwas Glück in der Pause über dem Schlosspark beobachten lässt, ist ein Bonus, der sein Übriges beiträgt. Zwanzig Jahre sind es inzwischen, seit der ehemalige Gasteig-Chef Eckard Heintz hier den Nymphenburger Sommer ins Leben rief. Eine kleine, aber feine Konzertreihe, die man Kammermusik-Fans kaum noch groß vorstellen muss.

Aufwärtstrend nach Pandemie-Jahren

Dass 2024 ein rundes Jubiläum gefeiert werden kann, war dennoch keine Selbstverständlichkeit, wie der Künstlerische Leiter Caspar Seemann kurz vor dem Auftaktkonzert am 7. Juni erzählt. Nach dem Ausscheiden von Heintz war das Ende beinahe schon beschlossen. Auch der künstlerische Neustart in den Pandemie-Jahren war alles andere als leicht. „Durch drei Stiftungen, die uns unterstützen, haben wir jetzt aber zum Glück wieder eine finanzielle Grundsicherung. Und auch beim Publikum gab es 2022 und 2023 einen deutlichen Aufwärtstrend.“

Dass das Musizieren im kleine Format oft das Stiefkind im Konzertgeschäft ist, ist auch ihm bewusst. Und doch bleibt es für den Sohn des bekannten Pianisten Carl Seemann die Königsdisziplin. „Wenn jemand Kammermusik kann, dann geht alles andere auch. Und wenn es manchmal schwerer zu verkaufen ist, müssen wir uns eben Gedanken machen, wie man die Sache attraktiver gestalten kann.“

Für Seemann, der die Konzertreihe im dritten Jahr verantwortet, bedeutet das zunächst eine gesunde Mischung aus etablierten Stars und jungen Talenten. Lockstoffe sind 2024 unter anderem ein Beethoven-Abend mit dem Leipziger Gewandhaus-Quartett oder Bariton Konstantin Krimmel, der mit Gerold Huber Lieder von Schubert und Loewe gestaltet. Ebenso wichtig ist es Seemann jedoch auch, dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm zu organisieren, das für Kenner und Neueinsteiger gleichermaßen etwas bietet. Als Beispiel nennt er etwa ein Projekt mit Eckart Runge, bei dem 2023 Bachs „Goldberg-Variationen“ im Arrangement für Cello, Saxofon und Akkordeon erklangen. „Da war eine große Neugier zu spüren. Selbst wenn ich mir in der Pause zum Teil Vorwürfe anhören durfte, dass das doch kein Bach mehr wäre. Aber ich persönlich fand es wahnsinnig spannend. Nicht zuletzt, weil da plötzlich ein spürbar jüngeres Publikum im Saal war.“

Um die Schwelle dafür möglichst niedrig zu halten, gibt es auch beim Nymphenburger Sommer die beliebten U30 Tickets. Außerdem werden zehn Prozent des Kontingents dank Unterstützung der Beisheim Stiftung gratis an Schulen sowie für Seniorinnen und Senioren vergeben. „Da gehen wir bewusst auch an Brennpunkt-Schulen und nicht nur zu den Musischen Gymnasien, die sich eh um so etwas kümmern. Die U30 Tickets sind im Vorverkauf noch keine feste Größe. Da hat die Erfahrung gezeigt, dass sich junge Leute gern spontan an der Abendkasse entscheiden. Aber selbst wenn das Kontingent da vielleicht schon ausgeschöpft ist, haben wir noch immer irgendwie was gefunden.“

Um am Puls der Zeit zu bleiben, war es für Seemann wichtig, auch das Durchschnittsalter seines Kuratoriums zu senken, dem nun unter anderen Cellist Daniel Müller-Schott und Pianist Amadeus Wiesensee angehören. Weitere Synergien ergeben sich durch Kontakte zu renommierten Ausbildungsstätten wie dem Curtis Institute in Philadelphia, wo die vier Solistinnen des Eröffnungskonzerts sich den letzten Schliff holten. Aber auch durch Kooperationen mit Wettbewerben. Wobei es nicht immer die Gesichter vom Siegertreppchen sein müssen. „Beim ARD-Wettbewerb ist das Trio Bohemo kurz vor dem Finale ausgeschieden, aber Amadeus Wiesensee und ich waren von ihnen schon in der Vorrunde so begeistert, dass wir sie unbedingt haben wollten.“ Denn auch das gehört für Caspar Seemann zum Nymphenburger Sommer: „Dass man jungen Talenten über Wettbewerbe hinaus die Möglichkeit gibt, sich zu beweisen. Da geht es nicht nur um Preise, sondern an erster Stelle um die musikalische Qualität.“ TOBIAS HELL

Informationen

zum Programm und zum
Vorverkauf unter www.nymphenburger-sommer.de.

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