In den Sechzigern war die EP ein gängiges Format, ein Ding zwischen Single und LP. Denn damals bestand die Zielgruppe für Rockmusik noch nicht aus liquiden Männern mittleren Alters, die sich für 120 Euro drei verschiedenfarbige Versionen ein und desselben Produkts von Taylor Swift zulegen. Es war die Musik der Teenager, und die waren knapp bei Kasse, aber hungrig auf Neues. Also gab‘s auf einer EP vier Songs zum Vorzugspreis. Auch von den Beatles, und darum wurndert es nicht, dass der gute alte Ringo Starr jetzt eine EP namens „Crooked Boy“ herausbringt, ist doch in Zeiten des Sonnenuntergangs der klassischen Rock-Ära alles Nostalgie. Er ist gut in Form: „February Sky“ folkrockt mit schönem Harmoniegesang, Ringo knödelt „Adeline“ zum patentierten Schunkel-Rhythmus, das Titellied schwelgt in Erinnerungen. Nur „Gonna need someone“ fällt aus dem Rahmen – der flotte Powerpop könnte fast von Nachgeborenen wie The Jam oder den Libertines stammen.
LÖ
Ringo Starr
„Crooked Boy“ (Universal).
★★★★☆ Hörenswert