Alle warten nur, bis Mary Roos wieder singt. In München covert der Schlagerstar vor allem. Schade. © Markus Scholz/dpa
Wenn Schlager-Dame Mary Roos mit ihrem „Hiebespartner“ Wolfgang Trepper Heimspiel in Hamburg hat – dann ist die große Barclays Arena gleich zweimal voll. Ins nicht übertrieben schlagerbegeisterte München haben sich die beiden mit ihrer Verhohnepipelung „Mehr Nutten, mehr Koks – Scheiß auf die Erdbeeren“ bisher noch nicht getraut. Denn alle klugen Berater haben gewarnt: Das funktioniert hier nicht. Hat es aber doch: Bei der München-Premiere kurz vor Marys eventuell endgültigem Ruhestand mit 75 war der Circus Krone so gut wie ausverkauft. Und der Applaus, vor allem für die Roos, war groß.
Sie unterhält mit Kabarettist Trepper seit Jahren eine etwas kuriose Sparringspartnerschaft. Er disst sie im Rahmen ihrer Schlager-Revue als „die Alte“ und haut Kalauer auf Kosten von Madame Mary raus: „Sie kennt das Tote Meer noch, da war es nur krank.“ Mary nimmt alle Garstigkeiten gelassen-elegant hin, gibt bisweilen Kontra und geht zwischendurch Singen. Dabei begleitet sie eine hübsch musizierende Band, laut Trepper eine „polnische Schrammelkapelle“.
Wenn der böse Mann die halben Siebzigerjahre schmäht, von Costa Cordalis bis Wim Thoelke, ist das oft ziemlich lustig. Bisweilen bleibt Stars wie Lena Valaitis und Claudia Jung im Publikum aber auch das Lachen im Hals stecken. Im Endeffekt warten eh alle nur, bis Mary wieder singt. Dass sie lieber Juliane Werding, Nena oder die Münchener Freiheit covert als ihre eigenen Klassiker „Nur die Liebe lässt uns leben“, „Hamburg im Regen“ oder „Arizona Man“ auszupacken, trübt das Vergnügen dann aber doch. Dafür hätte sie der Trepper mal ausschimpfen müssen. JÖRG HEINRICH