UNSERE KURZKRITIKEN

Mehr als ein Zeitdokument

von Redaktion

„Tramhalte Beethovenstraat“ aus dem Jahr 1963 ist der erste deutschsprachige Roman einer Überlebenden über den Judenmord der Nazis. Grete Weil, 1906 in Egern geboren und 1999 in Grünwald gestorben, wohnte von 1938 bis 1943 selbst an der Beethovenstraat in Amsterdam – wie ihr Protagonist Andreas. Im Auftrag einer Münchner Zeitung arbeitet er als Korrespondent 1942 in den besetzten Niederlanden und erlebt die nächtliche Deportation der Amsterdamer Juden, die in der Tram zu Sammelstellen gebracht werden – und von dort weiter in den Osten. Andreas will den Menschen helfen, doch scheint er machtlos zu sein. Weil verschränkt geschickt das historische Geschehen mit einem Blick zurück aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und arbeitet die Psyche ihrer Figuren aus. So ist ihr Roman, der nun wieder aufgelegt wurde, mehr als ein Zeitdokument.
LEIC

Grete Weil:

„Tramhalte Beethovenstraat“. Nagel & Kimche,
240 Seiten; 14 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

Artikel 6 von 8