„Die kriminellen Machenschaften der Reichen. Die hässliche Fratze des Kapitalismus. Starker Stoff.“ So interpretiert gegen Ende des Buches die Katze Brontë den Roman, der ihr von ihrem Frauchen Sarah über deren legendäre Urururgroßmutter Lillian Cutting, genannt Lil, erzählt wird. Eine verbrecherische, psychologisch raffinierte, mörderische, siegreiche Horror-Emanzipationsgeschichte aus dem New York Ende des 18. Jahrhunderts. Sex, Crime und ein bisschen Liebe, alles vorhanden. Lil, die Superreiche, Eisenbahnmagnatin, hochbegabte und gerissene Unternehmerin, die vom Club der „Erlauchten Vierhundert“ verteufelt wird und von ihrem Sohn nach dem Tod des Vaters in die Luxus-Klapsmühle „Hops Island“ entführt wird, um dort von dem verbrecherischen Klinikchef in den Wahnsinn getrieben zu werden, ist zwar keine sympathische, aber eine unerschrockene Heldin. Das alles liest sich nicht schlecht, aber insgesamt leidet der Roman des 57-jährigen Österreichers Markus Gasser daran, dass er nach erkennbarem Schreibmuster konstruiert ist – so sehr, dass es dem Werk an literarischem Atem mangelt.
LTZ
Markus Gasser:
„Lil“. C. H. Beck, 238 Seiten; 24 Euro.
★★★☆☆ Annehmbar