Der Konzertsaal kommt

von Redaktion

Kunstminister Blume verspricht große Kulturoffensive – auch im Werksviertel

Ehre: Künftig möchte Markus Blume (li.) nicht nur Preise wie das Bundesverdienstkreuz überreichen – wie hier an Christian Stückl –, sondern auch den Bayerischen Kunstpreis. © Koenig

Zu Besuch in Bayern: Nicht nur Münchner Kulturinstitutionen werden gefördert, im ganzen Freistaat können die Menschen Kunst genießen. Wie im Textilmuseum Augsburg. © Matthaeus

Starke Marke: Staatliche Museen wie die Pinakothek der Moderne sollen noch stärker in den weltweiten Fokus rücken. Um zu zeigen, welch Kunstschätze in Bayern lagern. © Koyupinar

Überholter Plan: So hätte der große Saal im Konzerthaus Münchner Werksviertel nach den Plänen des Architekturbüros Cukrowicz Nachbaur aussehen sollen. Fest steht nun: Das Konzerthaus kommt, allerdings wird völlig neu geplant. © bloomimages

Die Denkpause ist beendet. 2022 hatte Ministerpräsident Markus Söder sie für die Planungen um ein Konzerthaus im Münchner Werksviertel ausgerufen – und reichlich Spott geerntet. „Denkpause“, Steilvorlage für Kritiker, die bemängeln, dass der Landesvater das Denken nicht nur im kulturellen Bereich eingestellt haben könnte. Heute sagt er: „Die Denkpause war richtig. Die Welt hat sich grundlegend verändert, eine Krise jagte die nächste mit erheblichen Auswirkungen. Nicht alles, was man sich vor vielen Jahren überlegt hatte, ist so noch eins zu eins umsetzbar.“ Soll heißen: Der Konzertsaal kommt – aber anders als geplant. Die Fortführung der Planung dieser „kulturellen Hochburg“ im Werksviertel ist ein Punkt der großen bayerischen Kulturoffensive, die Söder und Kunstminister Markus Blume gestern der Öffentlichkeit präsentierten. Die wichtigsten Punkte im Überblick.

„Das Konzerthaus ist ein Leuchtturmprojekt. Ich kann vorneweg sagen: Es kommt.“ Ein Satz von Markus Söder, auf den das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seit vielen Monaten gewartet hat. Denn insbesondere dessen Spielstätte soll es künftig werden. Gestern Mittag sprach ihn Söder bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung aus. Betonte aber zugleich, dass die Kosten erheblich gesenkt werden müssten. „Aus einem Milliarden- wird ein Millionenprojekt.“ Das Ziel: maximal 500 Millionen Euro. Beim Herzstück, dem neuen Konzertsaal mit 1900 Plätzen, sollen keine Abstriche gemacht werden, dafür beim „Drumherum“. Söder nennt hier den Wegfall des kleinen Saals, von Büros und Lagern sowie eine Verkleinerung der Tiefgarage. „Das neue Bauprojekt wird räumlich etwa ein Drittel kleiner ausfallen als die bisherige Planung. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche“, betont Blume.

Der ursprüngliche Entwurf ist damit passé – alles für die Tonne also? Nein, unterstreicht Blume: „Der gestalterische Entwurf ist passé – was nicht passé ist, sind die planerischen Erkenntnisse.“ Darauf aufbauend könne man nun sehr präzise die Projektanforderungen formulieren, auf deren Grundlage das Vergabeverfahren ausgeschrieben wird. Das Ziel ist, dass ein „Totalunternehmer“ den Bau ausführt, von der Planung bis zur Eröffnung. „Alles aus einer Hand“ – um eine hohe Planungs- und Kostensicherheit zu gewährleisten.

„Endlich!“, möchte man rufen. Endlich besinnt sich die bayerische Politik auf die Schätze, die im Freistaat liegen. Außerhalb von Allianz Arena und Theresienwiese. Wie mit Fußball und Oktoberfest möchte man künftig auch mit den Kunstangeboten stärker werben. Wie genau das aussehen wird, erschließt sich durch die Pressekonferenz und spätere Nachfragen im Kunstministerium nicht ganz, doch so viel ist klar: Das Potenzial, das in den 18 staatlichen Museen und deren 31 Zweigstellen schlummert, soll besser ausgeschöpft werden. Eine Strukturreform ist geplant, viele Einzelmuseen sollen zu schlagkräftigen Verbünden zusammengeführt werden. Als Beispiel nennt Markus Blume einen Verbund unter der Überschrift „Die Pinakotheken“, in dem Häuser mit dem Schwerpunkt Malerei versammelt werden. „Das führt uns in dieselbe Liga international wie Louvre oder MoMA.“ Laut Pressestelle soll es aber mehr sein als eine bloße Marketingstrategie; eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Häusern, die inhaltlich ähnliche Schwerpunkte haben, steht im Raum. Generell gilt: Bis 2025 soll es für alle Häuser Online-Ticketverkauf geben, bis 2026 flächendeckend WLAN und bis 2027 einen digitalen Gesamtauftritt.

Im neuen Haushalt wird erstmals die Kulturmilliarde geknackt. Stolz nennt Kunstminister Blume die Zahl 1,1 Milliarden Euro – so hoch ist der neue Kulturetat. Denn: „Wir haben den Anspruch, dass wir das, was gut ist, noch besser machen.“ Als konkrete Beispiele nennt er das Neue Museum Nürnberg, das neu konzipiert werden soll, oder die große Landesausstellung „Römerland Bayern“, die 2028 in Augsburg, Kempten und Straubing ausgerichtet wird. Auch ein Kulturbus ist geplant, durch den die bestehenden Kulturinstitutionen die Möglichkeit bekommen sollen, überall im Land präsent zu sein. Markus Blume: „Kultur im Freistaat ist ein großes Gemeinschaftswerk. Und um dies gerade auch der jungen Generation nahezubringen, dafür ist der Bus ein wesentliches Instrument.“

Um symbolisch zu unterstreichen, dass Kunst und Kultur im Freistaat eine wichtige Rolle spielen, soll ein Bayerischer Kunstpreis eingeführt werden. „Als sichtbare Wertschätzung neben der monetären Förderung“, erklärt Blume – und fügt mit Seitenblick zu seinem Chef das Unvermeidliche an: Analog zum bestehenden Bayerischen Filmpreis wird es auch bei der geplanten neuen Kunst-Auszeichnung die Kategorie Ehrenpreis des Ministerpräsidenten geben. Ein bisserl Glanz der Kultur soll schließlich schon auch auf den Landesvater überspringen. Clever gedacht. KATJA KRAFT

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