Unter Strom

von Redaktion

Das MKO mit Dessners Violinkonzert

Dass sie Beethoven können, muss man den Mitgliedern des Münchener Kammerorchesters (MKO) nicht mehr bestätigen. Was dies betrifft, reicht es auf den Jubel zu verweisen, den Dirigent Enrico Onofri nun im Prinzregententheater mit der „Eroica“ entfachte. Das eigentliche Ereignis war hier aber trotzdem nicht dieser gern gehörte Klassiker, sondern die Erstaufführung des Violinkonzerts von Bryce Dessner.

Der Komponist, dessen Klangwelten man beim MKO bereits bei der „Nachtmusik der Moderne“ kennenlernen konnte, spielt in seinem 2021 uraufgeführten Werk clever mit vertrauten Formen, denen er wiederholt einen neuen Dreh verpasst. Richtig zum Leben erweckt wurde das Stück aber vor allem durch die glutvolle Interpretation von Pekka Kuusisto, der seine Rolle als Widmungsträger mehr als gewissenhaft erfüllte.

In drei fließend ineinander übergehenden Sätzen stand die Musik bei ihm unentwegt unter Strom. Energetisch vorwärtsdrängend, aber in der Kadenz auch gewissenhaft die Kontraste zwischen melodischen Bögen und geräuschhaft knarzenden Passagen auslotend. Eine Darbietung, mit der der Finne das Publikum schon zur Pause von den Stühlen riss und danach bei den Zugaben noch einmal frischen Wind brachte. Mit alten schottischen Tanzweisen sowie einem vom Orchester gesummten und von Kuusisto virtuos gepfiffenen schwedischen Volkslied, das den Saal erneut in Euphorie versetzte. TOBIAS HELL

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