Energiegeladen: Maestra Joana Mallwitz. © Co Merz
Aus Béla Bartóks „Wunderbarem Mandarin“ machte Joana Mallwitz am Samstag am Pult der Münchner Philharmoniker kurzerhand ein kleines „Konzert für Orchester“. Denn sie setzte sämtliche Instrumentengruppen der 1917 begonnenen Pantomime so energiegeladen und dabei durchhörbar in Szene, dass die Philharmoniker in dieser vehementen Ausdrucksmusik glänzen konnten. Ob die Zuhörer sich dabei die grausige Großstadtgeschichte vom armen Mädchen, das von drei Ganoven gezwungen wird, Männer auf sein Zimmer zu locken, um sie auszurauben, vorstellten oder nicht – sie wurden gefesselt und lauschten gebannt der rhythmisch aufgeheizten, schon irritierend geräuschhaft beginnenden Musik, die Mallwitz höchst präzise abrief.
Dabei faszinierte der wilde Kampf des sich verliebenden Mandarin ebenso wie die durch ein feines Gespinst aufleuchtende Zartheit und Verletzlichkeit des Mädchens. Bei all den dynamischen Extremen, den abrupten Wechseln fehlte es nie an Feinzeichnung oder innerem Zusammenhalt.
Hier und auch in Zoltán Kodálys „Háry János“-Suite entlockte die Dirigentin dem Orchester seine farbsatte Erzählkunst – mit ausgezeichneten Soli etwa der Nuancen auskostenden Klarinette oder der singenden Bratsche.
Weil die Programmhefte nicht geliefert wurden, erzählte Joana Mallwitz die Geschichten des ungarischen Veteranen aus den napoleonischen Kriegen zunächst in Worten und beglaubigte sie dann mit der Musik, in der Zymbal, Klavier, Celesta mitmischten: Witzig, grotesk, tänzerisch, fetzig oder auch sehr innig.
In den Ecksätzen von Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll ließ sich die aus Russland stammende, in Berlin lehrende und weltweit gefeierte Pianistin Anna Vinnitskaya zu mächtigem Tastendonner herausfordern, den Mallwitz mit orchestraler Eleganz und Differenzierung abfederte. GABRIELE LUSTER