Die geballte Ladung Strauss nach der Pause „überlebte“ Beethoven nur, weil Pianist und Dirigent, gemeinsam etwas zu sagen hatten: Im Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, das in seinem symphonischen Zuschnitt ganz aus dem Miteinander von Orchester und Klavier lebt und nicht mehr das Individuum dem Tutti gegenüberstellt, ja selbst die Kadenz fast opfert. Im Abonnementkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks im ausverkauften Herkulessaal übernahm Daniel Harding das Dirigat für den erkrankten Franz Welser-Möst und fand mit dem Solisten Leif Ove Andsnes zu einer stimmigen, spannenden Interpretation des Werkes.
Ein Geben und Nehmen, bei dem in den Ecksätzen nicht nur das Dramatische, Vorwärtsdrängende in den Vordergrund rückte, sondern die vielen poetischen Momente fein ausgeleuchtet wurden, Andsnes mit nuanciertem Anschlag punktete und seidige Überleitungen glückten. Romantische Vorahnungen atmete das weich modellierte, geradezu träumerische Adagio, bevor Andsnes den „Übersprung“ ins Rondo-Finale effektvoll in Szene setzte und das Orchester mit starken Akzenten für Spannung sorgte.
Statt der „Sinfonia domestica“ von Richard Strauss setzte Harding auf „Tod und Verklärung“ op. 24, „Don Juan“ op.20 und den Schleiertanz der Salome op. 54. Dabei machte Salome die beste Figur, denn der im Verhältnis zu den Tondichtungen doch noch einmal raffinierter instrumentierte, von den BR-Symphonikern delikat musizierte Tanz offenbarte seine schillernde, verführerische Suggestionskraft auch im Herkulessaal, dessen Akustik den Tondichtungen weniger entgegenkam. Da klang die Todesbeschreibung samt C-Dur-Apotheose zuweilen fast lärmend, litt auch der draufgängerische „Don Juan“ oft unter dem allzu kompakten Klang auf dem engen Podium. GABRIELE LUSTER