Tüllträume werden bei Viktor & Rolf wahr. © Schmidhuber
Wir sagen Ja zu diesen prächtigen Kleidern im Spiegelsaal der Ausstellung in der Kunsthalle München. © Astrid Schmidhuber
Signierbereit: Der Ausstellungskatalog, erschienen im Hirmer Verlag. © Hirmer
Modepuppe: Große wie diese und etliche kleine sind in der Schau zu sehen. © Schmidhuber
Bei ihnen steht die Welt kopf: Viktor & Rolf vor einer ihrer Kreationen in der Kunsthalle München. © Brauer für Kunsthalle München
Allein die Schottenröcke. Da haben wir’s wieder, wie sehr Mode wirkt. Als am Wochenende gefühlt halb Schottland durch die Münchner Straßen zog, ging einem das Herz auf bei so viel Karo-Freudigkeit. Kleidung als Identitätsstifter, das funktioniert nicht nur während der Fußball-Europameisterschaft.
Man muss ja nicht glauben, dass das, was wir am Leibe tragen, keinen Einfluss hat. Darauf, wie andere uns sehen und wie wir selbst uns fühlen. Mode ist Kunst. Und mit Viktor Horsting und Rolf Snoeren kommen heute zwei der größten Virtuosen in diesem Genre in die Kunsthalle München. Dort läuft wie berichtet noch bis 6. Oktober die Retrospektive des Duos, das sich seit 30 Jahren einfach nur Viktor & Rolf nennt und immer wieder mit spektakulären Kreationen überrascht. Heute Nachmittag kann man sich von 17 bis 18 Uhr den Ausstellungskatalog von ihnen signieren lassen, im Anschluss sprechen sie ab 20.15 Uhr in einem Artist Talk mit den Kuratoren Franziska Stöhr und Thierry-Maxime Loriot über drei Jahrzehnte Mode-Zirkus.
Wer die Schau noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen. Rund 100 der kühnsten Arbeiten von Viktor & Rolf haben Stöhr und Loriot ausgewählt – und inszenieren sie als bonbonschüsselbuntes Fest für die Augen. Immer wieder taucht in den Kleidern der neonleuchtende Schriftzug „NO“ auf. Warum Nein, warum nicht Ja?, fragt man sich beim Besuch – und fragt’s die beiden im persönlichen Gespräch. „Das Nein ist unser Kommentar zu diesem endlosen Streben nach Neuem“, erklären Viktor & Rolf. Die keine Lust haben auf die Materialschlachten, den ständigen Kampf um Aufmerksamkeit im Fashion-Theater. Sie unterwerfen sich nicht den Saison-Zyklen, sondern schaffen Neues, wenn ihnen wieder eine gute Idee für ein kreatives Präsentationskonzept gekommen ist. Das sie dann fulminant umsetzen. Mode als Konzeptkunst. „Seit 30 Jahren werden wir gefragt, als was wir uns sehen, als Künstler oder als Modedesigner. Unsere Antwort ist immer: Modekünstler.“
Als solche nutzen sie ihre Kreationen für mitunter hochpolitische Botschaften. Das ist, was sie an ihrem Beruf lieben: „Mode funktioniert universell. Es ist eine Sprache, die wir alle verstehen. Weil wir sie alle sprechen. Vielleicht mit einem deutschen, japanischen oder französischen Akzent – aber es ist eine globale visuelle Sprache.“ Für den bayerischen Akzent – die bayerische Tracht – fällt ihnen nur ein Wort ein: „Liebe.“
Bei allen kulturellen Unterschieden das Verbindende sehen – nicht der schlechteste Ansatz für ein friedliches Miteinander. Und damit sind wir wieder bei dem anderen großen Vermarktungszirkus: Fußball. Was man im Stadion am besten trägt, so aus Designersicht? Grinsen bei Viktor & Rolf: „Tragt Couture!“ In maßgeschneiderten Kleidern gemeinsam jubeln – das Leben kann schon schön sein. KATJA KRAFT
Viktor & Rolf
signieren heute
von 17 bis 18 Uhr in der Kunsthalle, Theatinerstraße 8, die Kataloge. Um 20.15 Uhr beginnt der
Artist Talk mit ihnen, Tickets
dafür gibt es für fünf Euro an der Kunsthallenkasse und unter www.kunsthalle-muc.de.