Zur Sicherheit: Die Feuerwehr kommt ins HP8. © Tobias Hell
„Feueralarm in der Isarphilharmonie“ – eine Schlagzeile, die man seit der Eröffnung des HP8 schon öfter lesen konnte. Zuletzt etwa beim Auftritt von Chilly Gonzales im März (wir berichteten). Am Dienstag traf es nun auch Lang Lang, der bei seinem ausverkauften Gastspiel unsanft unterbrochen wurde. Gerade hatte er zu Chopins Polonaise in fis-Moll angesetzt, als plötzlich die Sirenen schrillten und Durchsagen das Publikum aufforderten, den Saal zu verlassen.
Glücklicherweise handelte es sich dabei aber nicht nur um einen Fehlalarm, sondern auch bereits um die virtuose Zielgerade dieses Klavierabends, der vor allem im zweiten Teil mit einer Auswahl von Chopin-Mazurken überzeugt hatte. Kontrastreich zusammengestellt und von Lang Lang mit leichter Hand virtuos durchexerziert. Wobei er sich zwar chronologisch durch das Werkverzeichnis arbeitete, aber dennoch bereits das frühe Opus 7/3 aus der Perspektive der reiferen Kompositionen beleuchtete.
Nicht ganz so rückhaltlos schwärmen ließ sich von der ersten Hälfte des Abends. Die hatte als thematische Klammer und Gegenstück zum abgebrochenen Finale zunächst ebenfalls in fis-Moll begonnen. Mit der Pavane von Fauré, bei der sich Lang Lang aber scheinbar noch einschwingen musste. Womit dieser Ohrwurm ähnlich lauwarm daherkam wie die Lesart der „Kreisleriana“.
Wurde ihm zu Beginn seiner Karriere gern vorgeworfen, dass Technik den Vorrang vor der emotionalen Deutung hätte, schien bei Schumanns Meisterwerk vieles überinterpretiert und ironischerweise gerade deshalb berechnend kühl.
Für alle, die tapfer ausgeharrt hatten, wurde zu später Stunde übrigens die ChopinPolonaise noch einmal wiederholt und sogar mit zwei Zugaben abgerundet. Nach längerer Wartezeit und aufgrund der verständlicherweise zunächst nur spärlichen Informationen hatten sich viele Besucherinnen und Besucher da freilich bereits auf den Heimweg begeben. Wobei sich diese Fans damit trösten können, dass sie Freunden und Bekannten beim nächsten Lang Lang-Konzert zumindest eine abenteuerliche Geschichte erzählen können. TOBIAS HELL