Shakespeare oben ohne

von Redaktion

Das Münchner Hofspielhaus zeigt den „Sommernachtstraum“

Mit großem Engagement spielt das Ensemble, hier Alicia Uebe (Hermia, re.) und Isabella Cebrian (Lysandra). © Clara Habiger

Was wäre das Hofspielhaus ohne seinen Jugendclub? Geschickt züchtet das winzige Münchner Theater seit seiner Gründung bereits den eigenen, überaus talentierten Nachwuchs heran. Im sogenannten Jugendclub treffen sich normalerweise einmal wöchentlich Jugendliche zwischen 14 und 22 Jahren, um mit Schauspiel- und Regie-Profis gemeinsam erarbeitete, eigene Inszenierungen auf die Bühne zu bringen. Theaterchefin Christiane Brammer erkennt anlässlich der Open-Air-Premiere von William Shakespeares „Sommernachtstraum“ eine „besondere Sensitivität für die Veränderungen in unserer Gesellschaft“ bei den Jüngeren. Zur Corona-Zeit begeisterten sie mit einer düsteren Dystopie. Jetzt ist bei der charmanten Neuinterpretation der bekannten Komödie etwas „Witziges, Wildromantisches“ herausgekommen. Und daher habe sie, der schwierigen Zeiten zum Trotz, doch „Hoffnungen für die Zukunft“.

Auf knapp 90 Minuten haben die Mitglieder des Jugendclubs mithilfe von Regisseur Sascha Fersch und Schauspieltrainerin Mira Huber den Text eingedampft. An Schwung, Tempo und Herzblut hat die Vorlage dadurch aber nichts verloren. Im Gegenteil: Originell und klug wird hier mit sparsamsten Mitteln von Anfang an das ganz große Gefühl beschworen. Und das sehr zeitgemäß, denn die Dialoge sind nicht nur deutlich gestrafft, sondern mitunter auch sehr clever in unsere Gegenwart umgetextet worden. Der turbulente Liebesreigen, in den Elfenkönig Oberon (Gregor Kretschmer) und sein Gehilfe Puck (Dasha Kryz) eine Gruppe junger Athener und einige talentbefreite Laienschauspieler stürzen, nur um Oberons Gattin Titania (Auri Steinberger) einen Streich zu spielen, nimmt schnell ordentlich Fahrt auf.

Im Hinterhof des Hofspielhauses werden wechselweise Hermia (Alicia Uebe), Demetrius (Vincent Tandler), Lysandra (Isabella Cebrian) oder Helena (Myriam Petit) mit Zaubertränken und -blüten um ihr Liebesglück gebracht. Um die Ereignisse kompakt und möglichst sogar gleichzeitig zu erzählen, geht es für die Schauspieler vielfach treppauf oder treppab. Denn in den Fenstern des ersten Stocks findet ebenfalls immer etwas statt.

Der Frische, Energie und Spielfreude des jungen Ensembles kann das Treppensteigen zwischendurch nichts anhaben: Bis zum Schluss hatten alle Darsteller vom Löwen (Julia Egger) bis zur Wand (Annika Bachl) einen beeindruckenden Auftritt, sei es als Esel (Anja Markl) oder als gegen den Strich besetzte Liebestrunkene (Lejla Fehric). Ein großer Spaß für alle. ULRIKE FRICK

Weitere Vorstellungen

am 24. und 26. Juni;
Telefon 089/24 20 93 33.

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