Nomen est Omen: Das schreiberische Talent scheint Adeline Dieudonné tatsächlich von Gott gegeben. In „Bleib“ übertrifft sich die Autorin („23 Uhr 12“) selbst. Und beweist einmal mehr ihre große Menschenkenntnis. Eine Frau und deren Geliebter verbringen zusammen ein Wochenende in den französischen Alpen. Wie so oft. Doch mit einem Mal – ist er tot. Gestorben beim Schwimmen im See. In Briefen von ihr erfahren wir, was passiert. Der Clou: Die Briefe sind an die Ehefrau des Verstorbenen gerichtet. Mit dem Leichnam haut die Erzählerin einfach ab, will ihn noch nicht freigeben, nicht zulassen, dass die Person, zu der er qua Eheversprechen gehört, über seinen letzten Willen entscheidet. „Bleib“ ist ein faszinierend andersartiges Buch über Abschied und Trauer. Dieudonné wühlt kräftig unsere Gefühlswelt auf. Wir weinen, wir lachen – und erkennen uns selbst. Stark.
KJK
Adeline Dieudonné:
„Bleib“. dtv, 252 Seiten; 24 Euro.
★★★★★ Hervorragend