Sie kam mit einem Versprechen – um es nicht einzulösen. „From Sarah with Love“ prangte in weißen Lettern auf ihrem schwarzen T-Shirt, als Sarah Connor am Dienstagabend die Bühne betrat. Die Füße in Cowboy-Stiefeln, dazu nackte Beine – clever, denn in der ausverkauften Musik-Arena auf dem Tollwood-Festival herrschten saunaähnliche Temperaturen. „From Sarah with Love“: das Lied, das ganz Deutschland nach Connors Auftritt bei „Wetten, dass..?“ im Jahr 2002 kannte. Ihr freizügiges Kleid erregte damals die Gemüter. 22 Jahre und viele leichtbekleidete Popstars wie Lady Gaga und Miley Cyrus später würde das Outfit gerade noch als Randnotiz taugen. Die Ballade wurde Connors erster Nummer-eins-Hit. Und doch sollte das Münchner Publikum den ganzen Abend vergeblich darauf warten. Eine Stunde, fünfundvierzig Minuten, Ende. Sarah löste nicht ein, was ihr T-Shirt versprach.
Doch war das Konzert deshalb enttäuschend? Iwo! Die Tour trägt den Titel „My favorite Songs“ – und nach 250 Konzerten sang die 44-Jährige, was ihr gefiel. Darunter viele Hits anderer Interpreten: von Tasmin Archers „Sleeping Satellite“ über Macklemores „Can’t hold us“ bis „Like the Way I do“ von Melissa Etheridge. Das Publikum bejubelte das frenetisch, ebenso wie das Lied „Vincent“ aus Connors eigener Feder. Die Zeile „Vincent kriegt kein‘ hoch, wenn er an Mädchen denkt“ sorgte 2019 dafür, dass einige Radiosender das Lied nicht spielen wollten. Die Münchner jedenfalls sangen lautstark mit.
Connor zeigte sich nahbar, erzählte, dass sie „schon richtig Brustschweiß“ unter dem T-Shirt habe und dass ihre Tochter Summer (aus der Ehe mit Dschungelcamper Marc Terenzi) gerade 18 geworden sei. Tränen liefen der Musikerin übers Gesicht, als sie gegen Ende „Flugzeug aus Papier“ anstimmte. Das Lied, das vom Tod eines Kindes handelt, hatte sich ein Fan vorab via Instagram gewünscht. Auch ihr Sohn sei gestorben, ob Sarah es für sie singen könne. Stille und Schluchzen im Publikum. From Sarah with Love. Nur anders. JANINA VENTKER