Sein kommunistisches Känguru hat Marc-Uwe Kling in allen Altersklassen zum gefeierten Autor gemacht. Nun legt der 42-Jährige seinen ersten Krimi vor. Darin erzählt Kling von der Suche nach einer verschwundenen 16-Jährigen. Sie taucht plötzlich in einem Video im Netz auf. Die Konstellation – migrantischer Täter, deutsches Opfer – führt umgehend zu Hetze im Netz, es kommt zu Gewalt auf den Straßen. Kling hat die ermittelnde Hauptfigur Yasira mit politischem Kalkül ausgewählt – als „Vorzeigemigrantin“. Der Thriller schildert sie als kluge Frau in einem fähigen Team, der die Brisanz der Lage sofort klar ist. Der Autor siedelt sein Buch im Berlin der Gegenwart an. Manche Analyse scheint sich auf die Realität zu beziehen: „Wie konnte alles in so kurzer Zeit eskalieren? Aber die Antwort ist ganz einfach. Es ist nicht in kurzer Zeit eskaliert. Im Gegenteil.“ Ein spannender Thriller zu einem hochaktuellen Thema, allerdings auch zum Teil verstörend.
GRO
Marc-Uwe Kling:
„Views“. Ullstein, 272 Seiten; 19,99 Euro.
★★★★☆ Lesenswert