Gold für Deutschland

von Redaktion

Das besondere Schaufenster des Schmuckkünstlers Gerd Weickmann

Runde Sache: die EM-taugliche Auslage. © Achim Frank Schmidt

Kostbare Schätze für Fußball- und Schmuckfreunde liegen und hängen im Schaufenster des Goldschmieds. © Schmidt

Die Hand des Tormanns beim Elfmeter? © Schmidt

Das Runde muss ins Eckige: Das nimmt der Münchner Goldschmied Gerd Weickmann ernst – und hat ein Schaufenster in seinem Geschäft an der Frundsbergstraße9 mit Fußball-Devotionalien dekoriert. © Achim Frank Schmidt

In diesem Laden gibt’s Perlen- statt Viererketten. Und doch hat man gleich die schönsten Fußball-Assoziationen im Kopf, wenn man Gerd Weickmanns Geschäft in München-Neuhausen betritt. Der Goldschmied dekoriert seine beiden Schaufenster alle zwei, drei Monate um, mit auffallend viel Liebe zum Detail. Zur Fußball-Europameisterschaft hat er sich bei seinem Spezl, einem passionierten Sammler, exquisite Sport-Devotionalien geliehen. Die bringen sogar seine schmucke Auslage noch ein bisschen mehr zum Funkeln.

Aus einem Lederball, dessen aufgeplatzte Nähte von vielen beschwingten Matches auf dem grünen Rasen erzählen, ergießt sich der Schmuck. Daneben stehen Stars wie Cristiano Ronaldo oder Mario Gomez als Miniaturfigürchen schon ungeduldig in Position. Als wollten sie sich gleich einen der bunten runden Steine aus den hübschen Fingerringen stibitzen, um damit durchs Schaufenster zu dribbeln. Und dann die alten „Kicker“-Zeitschriften aus siegreichen Zeiten. Versehen mit einem Autogramm von Fritz Walter (1920-2002) persönlich, Legende der deutschen WM-Siegertruppe von 1954.

Die Begeisterung in Gerd Weickmanns Blick angesichts all dieser Schätze verrät, dass hier einer nicht bloß was Passendes für die EM gesucht hat. Auf einem Foto im Schaufenster sieht man einen Buben hoch konzentriert einen Fußball schießen. Es ist Weickmann selbst als Kind. Und so fokussiert, wie er da als Sechsjähriger auf den Ball schaut, wendet er sich heutzutage seiner filigranen Handarbeit zu. Hat der Fußarbeit aber nicht abgeschworen. Jeden Donnerstag trifft er sich mit Freunden zum Kicken. Und überhaupt gibt’s durchaus eine Ähnlichkeit zwischen seinem Beruf und seinem Hobby. Fragt man ihn nach Parallelen von Schmiede- und Fußballkunst, überlegt er kurz und sagt dann aus vollem Herzen: „die Leidenschaft. Man muss Liebe zu dem haben, was man tut.“

Dann klappt’s auch mit dem Europameistertitel. Als Goldschmied sei man ja meist Einzelsportler – „eher Tennis“ –, doch beim Fußball gehe es um das Teamgefühl. „Zum erfolgreichen Fußballspiel gehört eine Grundharmonie. Fußballspielen können die Spieler der EM alle. Nur wenn die Harmonie innerhalb der Mannschaft stimmt, geht mehr.“

Mit seiner Mitarbeiterin Sarah Schöffler bildet Weickmann ein starkes Duo. Der Tag beginnt für sie jeden Morgen damit, den gesamten Inhalt des massiven Tresors in den Vitrinen zu verteilen, jeden Abend wieder in den Panzerschrank zurückzulegen. Konditionstraining. Wenn sie Auftragsarbeiten fertigen, die Kunden beraten, mit ihnen gemeinsam ein individuelles Schmuckstück kreieren, wird aus dem Einzel- doch ein Mannschaftsspiel. Schöffler arbeitet gerade an einer Kette. Besetzt mit unbehandelten Heilsteinen, Smaragd, Lapis, Granat. Auf Empfehlung der Heilpraktikerin des Kunden zusammengestellt – passgenau. Ob’s hilft? „Ich denke, die Kette hat eine Wirkung, die sich nicht mit Zahlen messen lässt. Deren Träger fühlt sich beschützt, geht anders hinaus in die Welt, weil er an die Kraft der Steine glaubt“, sagt Weickmann. Er ist überzeugt: „Glaube versetzt Berge.“ Gilt übrigens auch für Europameisterschaften im eigenen Land. KATJA KRAFT

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