Königliches Fest

von Redaktion

Roland Kaiser feiert das Jubiläum „50 Jahre – 50 Hits“

Heute ist Party: der Kaiser auf dem Königsplatz. © Hangen

Ganz Deutschland hat am Samstagabend den EM-Sieg gegen Dänemark gefeiert. Wobei: Das stimmt nicht ganz. Gut 15 000, die beim Namen „Kaiser“ weniger an Franz denken, und mehr an Roland, gönnten sich ein fabelhaftes Alternativprogramm. Denn Roland Kaiser feierte in München unter dem Motto „50 Jahre – 50 Hits“ rauschendes Jubiläum. Für einen Abend verwandelte sich der ausverkaufte Königsplatz in den Kaiserplatz, mit Kaiserwetter und einer opulent inszenierten Hochglanz-Show.

„Gut, dass ihr da seid“, singt der Grandseigneur aus Berlin zum Auftakt. Und er ahnt völlig zu Recht: „Ich glaub’, es geht schon wieder los.“ Das Sakko seines weißen Sommeranzugs und die dunkelblaue Krawatte fallen schnell der Abendhitze zum Opfer. Roland macht sich locker. Der offene Hemdkragen ist für den Etepetete-Kaiser beinahe schon Rebellion, aber heute Abend ist Party. So viel mitgesungen wird in München bis zur Wiesn nicht mehr.

17 exzellente Musikerinnen und Musiker stehen auf der Bühne, teilweise jahrzehntelange Weggefährten wie Schlagzeuger Ingolf Kurkowski und Bassist Detlef Goy. Drei Bläser, vier Streicherinnen – diesen Aufwand betreiben heute nur noch die ganz großen Stars. Und es lohnt sich. Bei „Schachmatt“ streut die Band den „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms ein. Das Tom-Jones-Cover „She’s a Lady“ mit Chorsänger Billy King wird zum hitzigen Soul-Spektakel. Und beim zum Disco-Feger umfunktionierten „Dich zu lieben“ sorgt Gitarrist Jörg Weißelberg für dreckige, rockige Untertöne, die den Klassiker nicht nach 1984 klingen lassen, sondern nach 2024.

Sogar das ungeliebte „Sieben Fässer Wein“ gräbt der Kult-Kaiser aus. „Mit dem Lied habe ich immer gefremdelt“, verrät er, „aber bei 50 Hits muss es dabei sein“. Gemixt mit Ed Sheerans „Shape of you“ entsteht eine lässige Karibik-Gaudi, Billy King liefert den berühmten Sprechteil mit dem Pfarrer. Es gibt viel zu hören, und viel zu sehen. Die famose Berliner Cellistin Lee Caspi tanzt bei der neuen Single „Mein Geheimnis“ geradezu mit ihrem Instrument. Und im Hintergrund laufen Ausschnitte aus der guten alten ZDF-Hitparade, in denen der Kaiser der Siebziger und Achtziger fast lippensynchron die gleichen Knaller singt wie 2024 auf der Bühne. München erlebt quasi den Doppel-Monarchen.

Am Ende sind es tatsächlich 50 Hits, viele davon verpackt in Medleys. „Das hat den Vorteil, dass es nicht ganz so lange dauert und ihr zu Hause übernachten könnt“, lacht der 72-Jährige, der zweieinhalb Stunden lang die Propyläen zum Wackeln bringt. Und im Gegensatz zu Peter Maffay denkt Kaiser Roland gar nicht an Rente. Er will ihn noch lange verteidigen, seinen Titel als Schlager-Europameister. JÖRG HEINRICH

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