UNSERE KURZKRITIKEN

Stoff zum Überleben

von Redaktion

„Ist der Mensch arm, wird der Stoff billig sein, ist er noch ärmer, sind es Lumpen, mit denen er sich bedeckt. Ein reicher Mensch zeigt sich im Feinen.“ Das sind die Leit-Fäden, die Monika Helfer durch den „Stoff“ gezogen hat. Das hübsche Büchlein ist in der Residenz-Reihe „Dinge des Lebens“ erschienen. Tatsächlich sind für die Autorin, die mit autofiktionalen Büchern bekannt geworden ist („Vati“), Stoffe als Kleidung existenziell. Nicht nur im Sinne des Überlebens, sondern auch in der Möglichkeit, das Ich zu festigen, auszuformen, abzugrenzen. Sie erzählt von der eigenen Schneiderin-Kreativität, geboren aus Armut und Selbstbehauptung, und Anekdoten bis hin zum Genuss, Stoffe zu berühren. Sie philosophiert über Körper, Nacktheit und Gewand, analysiert den heiligen Martin mit seinem Mantel und Literarisches wie „Kleider machen Leute“. Ihr Wort-Gewebe ist ein überzeugendes Plädoyer gegen die grassierende Wegwerf-Mode.
SIDA

Monika Helfer:

„Der Stoff“. Residenz Verlag, 60 Seiten; 15 Euro.


★★★★☆ Lesenswert

Artikel 5 von 8